Zuerst fand ich den Titel des Buchs interessant. Weil wir in Zeiten leben, in denen es nicht zu 100% sicher ist, dass sich Europa versteht. Wobei das eher weniger an Sprachproblemen hängt.
Dann finde ich ja diese Art von Wörterbüchern witzig. Ich habe ein anderes Büchlein, in dem man ganz ohne Text einfach auf Dinge zeigen soll, um sich verständlich zu machen. Hier bedeutet „1000 Wörter in 23 Sprachen bildhaft dargestellt“, dass neben dem Bild die 23 Sprachen aufgelistet sind. Hinweise zur Aussprache finden sich nur bei Sprachen, deren Originalbuchstaben dem Deutschen nicht helfen. Beziehungsweise grundlegend in einem der vorderen Kapitel. Es gibt einen Textteil für Wörter, die man schlecht als Bild darstellen kann, z.B. die Wochentage. Die Grafiken sind nicht alle scharf, da hat wohl damals die Zentrierung der Druckfarben nicht bei jeder Seite geklappt.
Da das Buch alt ist, sind die Illustrationen interessant. Damals gab es andere Alltagsdinge, wie Sockenhalter oder Kragenknöpfe. Und wenn es sie gab, sahen sie anders aus. Der Teil mit dem Thema Mode ist ein gutes Beispiel. Die Mineralwasserflasche hat einen Bügelverschluss. Die Tankstelle ist eine runde Zapfsäule mit zwei Türen. Das Abteil im Zug hat eine eigene Tür nach außen und Sitzplätze gibt es auf einer Holzbank.
Deswegen habe ich nach Impressum und Erscheinungsjahr gesucht. 1943, also aus Kriegszeiten. Der Verlag Sebastian Lux, München, hat den Krieg zu spüren bekommen, wurde 1944 ausgebombt. Obwohl aus Kriegsjahren herrscht in dem Wörterbuch Frieden und Alltag. Nur die letzten beiden Seiten widmen sich dem Thema „Militär“ mit „die Sirene, der Luftschutzkeller, die Bombe, die Brandbombe, der Sand, das Schanzzeug, die Gasmaske“.
Was wohl die Zielgruppe für das Wörterbuch war? Habe kurz (weil es mir intensiver die Freude an dem Buch genommen hätte) recherchiert, dass die Förderung eines „europäischen Gedankens“ durch die NS-Propaganda ein strategisches Instrument war, um (Kriegs-)Handlungen zu legitimieren und Kollaborateure zu gewinnen.
Werde das Büchlein auf jeden Fall aufheben.
Ach ja, habe noch einen schwerwiegenden Fehler gefunden. Auf Schwedisch wurde aus Bier „vitt vin“ (= Weißwein). Ein Fehler bei einem für die Völkerverständigung so wichtigen Wort.


