Zidisha

2021 hatte ich über meine Aktivitäten bei Kiva geschrieben und bin seitdem auch ständig dort aktiv. Inzwischen bin ich jedoch durch verschiedene Infos nicht mehr so überzeugt von der Plattform.

Gegen Mikrokredite gibt es schon lange grundlegende Kritik, z.B. dass sie langfristig mehr Schaden als Nutzen bringen, da sie ein Abhängigkeitsverhältnis zwischen Gebern und Empfängern zementieren. Studien zeigen, dass Mikrokredite oft nur begrenzte Auswirkungen auf die Armutsbekämpfung haben. Die einfache Erzählung von „einem Kredit, der ein Leben verändert“, wird als problematisch angesehen, da sie komplexe Probleme vereinfacht darstellt. Und so weiter.

Die Kritik ist sicherlich berechtigt. Letztlich kann ich aber nicht beurteilen, in welchen Fällen Verhältnisse schlechter werden und in welchen Fällen wirklich die suggerierte und von mir erhoffte Hilfe entsteht. Aufhören erscheint mir als zu einfache Lösung dieses Dilemmas.

Was mir schwerer zu schaffen macht, sind Infos, z.B. von dieser Quelle, dass der CEO von Kiva beispielsweise im Jahr 2020 über 800.000 US-Dollar erhielt und die zehn Topmanager von Kiva 3,5 Mio US-Dollar bekamen. Die Gehälter sind im Vergleich zu anderen Non-Profit-Organisationen sehr hoch und viel Geld landet nicht dort, wo ich meinte. Bei jedem Mikrokredit wird um Spenden gebeten und in der Meinung, dass dies dem Aufrechterhalten des Betriebs dient, gibt man. Jetzt habe ich eher das Gefühl, dass das Geld dem Aufrechterhalten des zu gut bezahlten Managements dient. Die oben verlinkte Quelle ist sehr interessant und hat die Infos, die ich sporadisch bekam, leider bestätigt und erweitert.

Natürlich hätte ich mich mehr kümmern und früher lernen können, dass die Kreditnehmer ca. 35 % Zinsen an die Partnerunternehmen von Kiva zahlen müssen und das Bild, dass das Geld einfach immer wieder in voller Summe zu mir zurückkommt und neu vergeben werden kann, falsch ist. Ich glaube, dass man die Informationen absichtlich so gestaltet, damit man dies nicht ohne Aufwand gleich merken soll. Dass man nur meint, nach sorgfältiger Auswahl einem spezifischen Menschen zu helfen, während die Kredite vorfinanziert sind, ist immerhin nachzulesen. Eine größere und deutlichere Transparenz über solche Punkte, würde ich begrüßen.

Nach vorne blickend, werde ich weiterhin bei Mikrokrediten aktiv sein, ziehe aber seit kurzer Zeit zur Plattform Zidisha um. Zusätzliche Infos über Zidisha gibt es bei Wikipedia.
Zidisha ist eine Peer-to-Peer-Mikrokreditplattform, die nur in einigen Ländern tätig ist. Diese Plattform eliminiert Zwischenhändler, hat niedrigere interne Kosten, auch weil Freiwillige helfen, was die Kosten für die Kreditnehmer senkt. Die Kosten für Kreditnehmer umfassen eine einmalige Gebühr und eine Servicegebühr von 5% pro Kredit. Und „mein“ Geld frisst sich nicht mehr hauptsächlich durch „donations“ auf. Man gibt das Geld inklusive einer kleinen Spende für die Plattform (sofort auf), der Kreditnehmer wählt später einen Nachfolger und gibt die Summe sinnvoll weiter. Pay it forward, was von Vorteil ist, eine sinnvollere Projektauswahl ergeben soll und die Gefahr von Missbrauch verringert. Die Wirkung, die man mit der initialen Summe erzielt, wächst dadurch mit der Zeit und lässt sich beobachten.

Ich werde sehen, wie sich das Thema bei mir entwickelt.

Schlechte Erfahrung mit Hermes Einrichtungs Service (und MediaMarkt)

Natürlich möchte ich ein wenig meinen Ärger loswerden, aber noch mehr möchte ich einen Tipp geben, um bei Anderen eine gleich schlechte Erfahrung zu vermeiden.

Das Geschäft, bei dem wir jahrzehntelang unsere Küchengeräte kauften, gibt es nicht mehr. So war es meine Entscheidung, diesmal eine Waschmaschine bei MediaMarkt zu bestellen. „Womit andere scheinbar zufrieden sind, das können wir ja auch mal probieren.“

Zu den Versandkosten von 29,90 € klickten wir noch „Anschluss und Altgerätemitnahme“ für 30 € an. Vorrangig nicht wegen des Anschlusses der Waschmaschine, sondern eher wegen der Altgeräte-Mitnahme. Denn Waschmaschinen sind schwer und sie steht zwischen Stockwerk 1 und 2 in einem Zwischengeschoss. Treppe, kein Fahrstuhl. So sollte dies, ohne sich die alten Knochen zu ruinieren, ein Rundum-Sorglos-Paket werden.

Auf der Seite von MediaMarkt werden notwendige Vorarbeiten aufgelistet. Zum Beispiel muss man das Wasser aus der Waschmaschine komplett entfernen, auch aus dem Bereich Flusensieb. Und es werden Hinderungsgründe benannt, die einen Leistungsausschluss zur Folge hätten. Zum Beispiel wenn die Maschine so verbaut ist, dass man gar nicht an die Anschlüsse käme. Bei uns ist alles frei zugänglich. Wir haben die Vorgaben erledigt und das Umfeld aufgeräumt. Und ich habe den Wasserhahn einmal zugedreht, denn Wasserhähne, die jahrelang nur offen sind, neigen zum Verkalken. Alles hat funktioniert und wir fühlten uns bestens vorbereitet.

Die beiden Herren vom Hermes Einrichtung Service lieferten die Waschmaschine mit Hilfe einer treppensteigenden Elektrosackkarre in das richtige Stockwerk. Dann begannen die Probleme.

Der Wasserhahn sei nicht dicht zu schließen, deswegen müsste man leider unverrichteter Dinge wieder abziehen. Zum Beweis wurde der Wasserschlauch der alten Maschine etwas gelöst bis Wasser kam. „Ich biete Ihnen an, Sie installieren die neue Maschine selbst und dann kommen wir nochmal und holen die alte Waschmaschine“. Da es uns hauptsächlich um das Tragen der alten Maschine ging und die angebotene Lösung in dieser Lage gut klang, haben wir dem zugestimmt. Von erneuter Beauftragung war nicht die Rede.

Als die Herren den Weg nach unten antraten, habe ich den Wasserhahn einmal ganz aufgedreht, dann ganz geschlossen und dann zum Test den Wasserschlauch entfernt. Ergebnis: Alles dicht. Also blitzschnell dem Serviceteam auf dem Weg zu ihrem Fahrzeug hinterher telefoniert, denn die Handynummer hatten wir von der Lieferankündigung. „Nein, da könne man jetzt aber gar nichts mehr machen. Der Auftrag ist schließlich bereits storniert.“ Damit war die spätere Abholung gestorben.

In den folgenden zwei Tagen dachten wir, dass wir irgendwie doch noch Leistung fürs Geld erreichen könnten. Nach mehreren Anrufen bei MediaMarkt (unser einziger Vertragspartner?), in denen einmal sehr freundlich Abhilfe versprochen wurde, lief es auf ein Mail-Pingpong hinaus. Letztlich hieß es beständig, wir wären daran schuld, dass die Leistung nicht erbracht werden konnte und wenn wir den Abtransport der Maschine benötigen, sollten wir doch einfach nochmal für 30 Euro neu beauftragen. Obwohl wir den Ablauf schilderten und auch den Rest der Arbeiten, also Geräte raus und rein wuchten, Neugerät waagrecht einstellen, alle Anschlüsse ab und dann die neuen herstellen, bereits erledigt hatten.

Nachdem die ersten 30 € für „Danke für nichts“ weg waren, haben wir diesen „Service“ nicht mehr neu bestellt. Die Verpackungsmaterialien haben wir nach und nach über den Hausmüll entsorgt und die alte Maschine nach mehreren Wochen an Selbstabholer verschenken können.

Man möge es Unterstellung nennen, aber meine Meinung: Ich vermute Absicht. Wenn man beim Montieren den Wasserhahn nicht ganz zu dreht, kann man ohne Aufwand gleich wieder gehen. Wenn ich wohlwollend davon ausgehe, dass dies nicht absichtlich geschah, dann würde ich sagen, dass es einem normal guten Monteur möglich sein sollte, einen Wasserhahn richtig zu schließen, wenn ich es ohne Kraftaufwand kann.

Meine Fehler: Ich hätte alle Anschlüsse vor der Lieferung trennen sollen. Der Aufwand von max. 3 Minuten inkl. Abwasseranschluss hätte viel Ärger erspart. Ich hätte mindestens die Nachprüfung, ob der Wasserhahn wirklich undicht ist, eigenhändig sofort vor den Monteuren machen und mich nicht gutgläubig abspeisen lassen sollen.

Mein Tipp: Anschlüsse, zumindest Wasserschlauch, an der Altmaschine vor der Lieferung selbst trennen. Kein Schlupfloch lassen…

Für das Verhalten von MediaMarkt habe ich sogar ein gewisses Verständnis, denn das, was Hermes gemeldet hat, führt zu dem Schluss, dass wir die Leistung verhinderten. Einem Auftragnehmer kann man aber nach Schilderung von gewissen Abläufen doch mal unangenehme Fragen zur Leistungserbringung stellen. Diese Bereitschaft war nicht zu spüren. Außerdem hat sich MediaMarkt selbst auch vorher nicht mit Ruhm bekleckert. Wir kauften die Waschmaschine am 08., Lieferung sollte bis 13. erfolgen. Nach Nachfrage kam sie dann am 19.
Eigentlich für uns nicht so wichtig, aber eben auch nicht die beworbene, versprochene Leistung.

Wenn es nicht die letzte Waschmaschine gewesen sein sollte, dann hoffe ich, dass ich mich an dies erinnere und beim nächstem Mal mehr auf Zack sein werde.

Radreisetagebuch „Ost-Nord-Schleife“, Woche 4

Samstag, 20.07., Bodenwerder – Weißehütte

88 Kilometer, 4:36 Std., 339 Höhenmeter.

Den heutigen Kaffee gibt es in Holzminden. Ein Mann sucht das Gespräch, weil er das Lastenrad von Velolab sah. Also haben wir mit ihm, wie sich herausstellt, ist er von Beruf Tischler, und seiner Frau auf dem Marktplatz Kaffee getrunken. Lastenradler unter sich. Er hat ein Bastiaen mit „meinem“ Antrieb und wir tauschen Erfahrungen darüber und über die Menge an Gepäck, die man bei Reisen mitnimmt, aus. Wir fahren ohne Zweifel leichter.

Mittagessen in Höxter bei Lion, einem Thai-Inder. Empfehlung des Tischlers. Höxter wurde für die Gartenschau im letzten Jahr heraus geputzt. Witzige Figuren stehen in Gruppen an vielen Stellen.

Durch Temperaturen um die 31 Grad geht es nach Gieselwerder. Der Campingplatz ist voll (erstes Mal auf der Reise, man hätte uns aber reingequetscht) und am Abend gibt es die Veranstaltung „Weser im Flammen“ mit Feuerwerk. Da würde unser Hund im Zelt wahnsinnig werden. Also sechs Kilometer weiter nach Weißehütte. Sehr ruhiger, großer, unparzellierter Platz. Alles bestens. Einziges Minus: Noch ein Universalgenie in einer Männertruppe beschallt den Platz.

Sonntag, 22.07., Weißehütte – Kassel Wilhemshöhe

59 Kilometer, 3:00 Std., 353 Höhenmeter.

Regen und Gewitter in der Vorschau. Außerdem entdeckt, dass der geplante Campingplatz in Guxhagen auch neben der Autobahn liegt. Deswegen Hotel in Kassel Wilhelmshöhe gebucht, um beide Probleme zu lösen.

Zuerst mal in Hannoversch Münden zum Weserstein. Ist der Reim nicht etwas holprig? Danach geht es in die Altstadt, wo nach zwölf Jahren Pause mal wieder Altstadtfest stattfand. Kaffee bei einem Feinkostladen und Gespräche mit zwei Herren, die aus Trier und Höxter stammen.

An der Fulda entlang geht es sonnig bis Kassel. Wir konnten das Gewitter kommen sehen und es hat uns in Kassel, circa zwei Kilometer vom Ziel, voll erwischt. Unter dem Dach einer Tankstelle stellen wir fest, dass wir sowieso klatschnass sind und entscheiden uns, die Wilhelmshöhe auch noch unbeirrt hoch zu „schwimmen“. Das Hotel ist gut und das Zimmer gerade so groß genug, um alle Bekleidung zum Trocknen zu verteilen. Nach Fußweg und sammeln von weiteren Höhenmetern essen wir abends eine ganze vegane Platte lecker Sushi bei Taki.

Montag, 23.07., Kassel Wilhemshöhe – Gemünden

80 Kilometer, 4:26 Std., 482 Höhenmeter.

Übernachten in Wilhelmshöhe bedeutet, morgens geht es erstmal viel bergab. Am Anfang schnurgerade. Das Verlassen von Kassel in die richtige Richtung ist dann aber etwas undurchsichtig. Ein Café links liegen gelassen, dann lange keins mehr gefunden. Bei einer Edeka-Bäckerei hat es dann geklappt. Wir sitzen auf Plastikstühlen mit Blick auf Parkplatz. Amüsant, wenn man es hinbekommt, sich über Parkmanöver und die fremde Einkäufe lustig zu machen.

Erst die Fulda, dann die Eder verlassen. Talwechsel zur Wohra. Talwechsel bedeutet immer Höhenmeter, war aber nicht so schlimm. Rezeption in Gemünden ist unbesetzt. Der telefonisch zugewiesene Platz Nummer 22 hat natürlich null Beschilderung. Im Stromkasten heißt eine Steckdose Durchgangsplatz und ein Stück Rasen ist frei, also Zelt aufbauen.

Als die Nachbarn zu ihrem Campingwagen kommen, schenken sie uns nach einem kurzen Gespräch zwei Duschmarken, weil das Gespräch so nett gewesen sei. Sonst ist fast niemand da. Ruhe genießen.

Spät merke ich und ich gebe es hier freimütig zu, dass ich gestern bei einem gleichnamigen Campingplatz an der Lahn falsch reserviert hatte. Dort gibt es garantiert den Platz 22. Der Platz, auf dem wir sind, hat noch nicht mal eine Seite im Netz. Das eine Problem, dass wir an der Lahn nicht auftauchen werden, versuche ich mit einer ehrlichen Mail zu mildern.

Dienstag, 24.07., Gemünden – Wißmarer See

63 Kilometer, 3:00 Std., 180 Höhenmeter.

Da sich bis zur Abreise kein Offizieller zeigte, habe ich das andere Problem, die Bezahlung des genutzten Campingplatzes, durch Überweisung von 18 Euro an die Bankverbindung aus dem Schaukasten gelöst.

Kein passendes Café vor Marburg gefunden, Bäckereien entweder ohne Sitzmöglichkeiten oder „wegen Krankheit geschlossen“. Also etwas später Wrap und Eis und Kaffee im Ufercafé in Marburg.

Wir folgen den von der Lahn-Tour bekannten Zick-Zack-Weg nach Lollar. Auf dem Campingplatz Wismarer See liebt man noch immer, Schilder vor allem gegen viele Handlungen zu schreiben. Beim Duschen hatte ich noch kurz Warmwasser, dann gab es nur noch kalt und die Aufregung war groß auf dem Platz. Kalt duschen soll ja sehr gesund sein und ich kann ja dankbar sein, dass mir jemand das übliche Zögern abgenommen hat.

Im Nachbarzelt, einem Tipi, wird der Sohnemann mit endlosem Hörstück vom kleinen Wassermann beschallt. Die Eltern sitzen derweil etwas entfernt am Picknickplatz, haben ihre Ruhe und plaudern. Das wäre noch ein Schild wert: „Zeltwände sind nicht schalldämmend!“ Wieder eine Ohrstöpselnacht.

Mittwoch, 25.07., Wißmarer See – Frankfurt Gateway Gardens

101 Kilometer, 5:25 Std., 598 Höhenmeter.

Kurz nach der Abfahrt rollen wir schiebend mitten durch Gießen. Mit Markt in der Fußgängerzone und sichtbaren Stadtleben. Sieht nett aus hier. Die von mir befürchteten Steigungen auf der heutigen Tour sind gemäßigter als angenommen. Ist mehr eine Hochebene, die wir im Bogen durchfahren. Die Bogenkilometer sparen Höhenmeter.

Kaffee in Echzell vor einer kleinen Bäckerei, Bestuhlung auf dem schmalen Bürgersteig. Auf Tuchfühlung mit Traktoren, LKW, Bussen und allem, was unseren Tisch zum Wackeln bringt. Unangenehm angenehm, schließlich haben wir Kaffee und Brötchen. Schöne Kilometer entlang der Nidda. Einmal falsch gefahren und dadurch den Dottenfelder Hof entdeckt. Radler und Linsensalat. Wieder einmal lecker.

Dann durch Bad Vilbel weiter Richtung Frankfurt und in Frankfurt Dornbusch zu Kuli Alma, einem veganen Restaurant mit israelischer Küche. Wegen Israel hatte ich mir kurz überlegt, ob der Besuch mit Ärger verbunden sein könnte. Darauf hätte ich am Ende des Urlaubs so gar keine Lust. Aber es wird sehr ruhig und lecker. Shawarma für mich, J. befriedigt ihre nie endende Sucht nach Hummus. Dazu u.a. Äppelwoi, danach Käsekuchen und Espresso. Einem Abschlussessen am Reiseende würdig.

Der Berufsverkehr durch die Frankfurter Innenstadt war teilweise sehr einfach zu meistern, da wir breite Fahrradstraßen nutzen. Andererseits durch die Menge an Verkehrsteilnehmern und Regelungen überwältigend. Ich bin leider über eine rote Fahrradampel, zum Glück mit ausreichend Abstand von der anrückenden Blechlawine. Der Radfahrer neben J., die ordnungsgemäß wartet, sagt zu ihr: „Das passiert hier regelmäßig.“

Da der letzte geplante Campingplatz an Bundesstraße und Autobahn und auch in der Einflugschneise liegt, nochmal ein Hotel gebucht. Meininger in Gateway Gardens, direkt am Flughafen. Damit wird die heutige Tour die längste und die letzte Fahrt bleibt morgen unter 100 Kilometer. Positiv: Räder in die sichere Tiefgarage verhandelt und erstaunlich wenig Lärm. Negativ: Den Charm des Kopenhagener Meininger sucht man hier vergeblich. Die Klimaanlage in unserem Zimmer geht überhaupt nicht und kurz vor Mitternacht versucht zuerst jemand, in unser Zimmer zu kommen. Man kann sich ja mal bei der Zimmernummer irren. Schlimmer, dass kurze Zeit später Fremde wirklich in unser Hotelzimmer kommen, da die Rezeption vermutlich „Zimmer lässt sich nicht öffnen“ einfach durch Freischalten für unser Zimmer löste. Man kann sich ja mal in der Zimmernummer irren, jedoch müsste man an einer Hotelrezeption erstmal die Angaben in einem solchen Fall prüfen. Mit diesem Trick käme man sonst nämlich in jedes gewünschte Zimmer. Und dann lässt man sich nicht durch Brüllen von „Raus!“ so einfach in die Flucht schlagen. Der Zwischenfall kostet Schlaf.

Donnerstag, 26.07., Frankfurt Gateway Gardens – Ludwigshafen

86 Kilometer, 4:21 Std., 285 Höhenmeter.

Morgens erfahren wir, dass es auch deswegen so ruhig im Hotel war, da sich Aktivisten auf die Rollbahn geklebt hatten und massenhaft Frühflüge ausgefallen sind. Die Berichterstattung überschlägt sich und man wundert sich ernsthaft, dass man einen Zaun in der Qualität unseres Gartenzauns einfach überwinden kann. Später radeln wir an dem nun durch Sicherheitskräfte bewachten Loch im Zaun vorbei.

Wer sich mal richtig fehl am Platz fühlen will, der kann mal in der Nähe vom Frankfurter Flughafen radeln. Umwege über fünf Bettelampeln direkt hintereinander, um wenige Meter Fahrspuren zu überwinden. Wir radeln gequetscht zwischen Autospuren und anderen Dingen.

Ab der Startbahn West geht es dann lange kerzengerade durch den Wald. Wäre schön hier, wenn der Fluglärm nicht wäre. Kaffee und Eis in Trebur. Später Rheinfähre nach Nierstein und über die Dörfer nach Worms. Eispause bei Nonno. Und der Rest ist dann bekannter Nahverkehr für uns. Wir haben müde Beine und es ist sonnig und warm, sodass das Nachhausekommen ein gutes Gefühl ist.

Da wir keine besonders guten Ruhetagsmenschen sind und nur zwei gemacht haben, sind wir ein paar Tage zu früh zuhause. Den Gedanken, dass man mehr vom nördlichen Stück des Weserradwegs hätte mitnehmen können, schiebe ich schnell beiseite. Denn die freien Tage zuhause fühlen sich echt gut an.

Radreisetagebuch „Ost-Nord-Schleife“, Woche 3

Samstag, 13.07., Wittenberge – Dömitz

60 Kilometer, 3:56 Std., 183 Höhenmeter.

Nochmal zum Supermarkt von gestern, um gleich fürs Wochenende Essen zu bunkern. Zwischen Wittenberge und Dömitz gibt es nämlich „nur Landschaft“. Kaffee bei einer kleinen Bäckerei und los. Bis jetzt bester Tag an der Elbe, ganz nah dran. Seeadler gesehen. Oft Gegenwind oder seitlich von vorne. Bis jetzt hatten wir damit fast schon zu viel Glück, ist also okay.

Temperatur ist auch okay. Radler und Tomatensuppe bei „Elbeglück“ in Mödlich. Nette Entdeckung am Weg. Nettes Paar aus Buxtehude setzt sich an unseren Tisch und wir reden. Ein Geburtstagskanon aller Gäste wird für den 80. Geburtstag eines Gastes eingefordert.

Dann die restlichen 19 Kilometer bis zum Wasserwanderzentrum Dömitz. Auch ein unkomplizierter Platz, aber wir sind von der Unter-10-Euro-Klasse wieder auf Campingplatzniveau angekommen. Was vollkommen in Ordnung ist.

Sonntag, 14.07., Dömitz – Radegast

63 Kilometer, 3:30 Std., 124 Höhenmeter.

Eine ganze Fahrt an der oder über die Elbe. Zuerst per Brücke auf die linke Seite. Nach ca. 25 Kilometern dann Kaffee und Imbiss bei Café Albis in Hitzacker. Wurde uns gestern von dem Paar aus Buxtehude empfohlen. Die Düsseldorfer, die wir seit Tagen immer mal wieder treffen, haben uns erneut eingeholt und sitzen bei uns.

In Hitzacker geht es mit einer Minifähre für Fußgänger und Radfahrer auf die rechte Seite der Elbe. Heute wieder guter Blick auf die Elbe und viel, viel Landschaft. Der Deich ist manchmal grün, manchmal voller Blumen. Gegenwind und Rückenwind im Wechsel. Sonnig. Fähre bei Bleckede nach auf die linke Elbeseite. Es geht eng zu, da heute viele Sonntagsradler das Wetter nutzen.

Montag, 15.07., Radegast – Soltau

89 Kilometer, 5:28 Std., 456 Höhenmeter.

Erneuter Abschied von den Düsseldorfern. Claudia und Jörg habe ich inzwischen herausgefunden. Diesmal endgültig, da wir nun Richtung Lüneburg abbiegen und die Elbe damit nach wenigen Kilometern verlassen.

Schuhkauf in Lüneburg. Da J. mangels Haltbarkeit keine Teva mehr will, es aber nur diese in Outdoor- und Sportgeschäften gibt, schlage ich Birkenstock vor. Ich laufe am Miniladen vorbei, da der Laden komplett ohne den aktuellen Schickimicki um diese Marke daherkommt. Dafür kennt die Frau ihr Sortiment und kann ohne Suchen das Richtige greifen. Die richtige Sandale ist auch in der richtigen kleinen Größe da. „Soll ich die alten Sandalen gleich, ähm…, entsorgen?“

Angenehmes Essen bei The Loving Hut. Alles vegan, im Schatten und es gibt mal wieder viel zu sehen. Danach zum Biomarkt fürs Abendessen. Da wir gestern unseren Plan geändert hatten und ca. 10 Kilometer früher auf dem Zeltplatz waren, waren es heute eben diese 10 km mehr bis Lüneburg. Mit Gegenwind, einigen Höhenmetern und der Wärme zieht es sich ein wenig bis zum heutigen Ziel Soltau. Eis in Bispingen hebt die Laune und mobilisiert Kraftreserven. Zum Campingplatz geht es kurz vorher am Heidepark vorbei und eher bergab. Warmer Abend, nachts eine Zeit lang Regen.

Dienstag, 16.07., Ruhetag in Soltau

Ruhetag in Soltau. Nicht unbedingt wegen des Ortes, sondern weil es zeitlich in die Reise gut passt. Die Waden kribbeln nachts und der Po wird es danken.

Kaffee und Flaguette bei „Kleines Hochdruckgebiet“.

Rossmann, Sekundenkleber kaufen für Reparatur an einem Reflektor am J.s Rad und gegen Auflösungserscheinungen der Polsterung an meinem Helm. Sekundenkleber kaufen und haben fühlt sich heutzutage so verboten an. Nach Biomarkt wollen wir essen gehen. Die Brauerei hat aber unter der Unterschrift „vegan“ gar nichts veganes. Den Käse könnte man ja weglassen. 17,90 Euro für gegrilltes Gemüse, den das bleibt dann im Prinzip vom Gericht übrig. Nein, danke. Also nur ein Bier. War gut, aber insgesamt sind wir enttäuscht. Melde mich deswegen bei der Plattform Happy Cow an, damit nicht noch jemand auf das dort gelobte Essen reinfällt.

Als wir zurückkommen ist der Campingplatz sehr voll. Die Zeltschnüre überkreuzen sich. Wir sind mit unserem kleinen 2-Mensch-Zelt zwischen zwei Familienzelten geklemmt. Leider zeltet in einem davon eine sehr laute Familie, die alle Handlungen laut aussprechen muss, was dann auch immer von den anderen kommentiert werden muss. Dann auch noch Dauerschnarchen, laut und unregelmäßig in einer „vielleicht bald der letzte Atemzug?“-Art. Wieder eine Nacht mit Ohrenstöpseln.

Für Leute, die unangenehm viel aufpassen: Die Tagenummerierung bei den Videos ist nicht frei von Fehlern, denn der Ruhetag fehlt. Weil kein Video gemacht.

Mittwoch, 17.07., Soltau – Drakenburg

78 Kilometer, 4:16 Std., 346 Höhenmeter.

Wir sind froh, den vollen Platz verlassen zu dürfen. Gegenwind, aber es geht mehr runter als hoch und die Bäume und Sträucher schirmen den Wind gut ab.

Fallingbostel, wir sind nur durchgerollt und die Aussage ist deswegen unfair, aber der Ort hat wohl zu Recht das „Bad“ im Namen verloren. Ein Mann sucht das Gespräch beim Kaffee trinken vor einer Bäckerei. Er hatte einen Herzstillstand und ist jetzt hier in der Reha. Ausnahmsweise keine doofen Fragen zum Radfahren gestellt bekommen, denn er war vor seinem kurzen Tod (das war seine Bezeichnung, die Frau hat ihn mit Herzmassage gerettet) auch viel unterwegs.

Campingplatz in Drakenburg. Unbürokratisch habe ich schon mehrfach benutzt, jedoch kann man „Bitte 7 Euro pro Person in den Briefkasten werfen.“ nicht toppen. Wir zelten direkt an der Weser. Duschen, Abendessen, Hundespaziergang über Felder an den Fluss. Einfache Freuden.

Donnerstag, 18.07., Drakenburg – Porta Westfalica

81 Kilometer, 4:27 Std., 368 Höhenmeter.

Man sieht nicht so viel von der Weser auf diesem Teil des Weserradwegs, mehr von Landwirtschaft und Baggerseen. Kaffee in Nienburg, später nochmal bei einem Imbisswagen mit Namen „Wunderbar“. Dazu leckere regionale Apfel-Birnen-Limo aus Dümmer. Es gibt Ortsnamen in Deutschland… J. sagt dann immer „Jetzt haben sie aufgegeben und es sich einfach gemacht.“

Bei Powerslide in Münster, klappt erfolgreich ein Radhosen-Nachkauf für J. Auslöser war die Erkenntnis nach der Frage „Die Polster nutzen sich ab?“ Kurz nach Einkehrmöglichkeit gesucht, aber es ist viel zu heiß in Minden, um wegen Hund draußen zu essen. Stattdessen für abends Abendessen eingekauft und weiter.

Letzte Kilometer durch verschiedene Teile von Porta Westfalica zum Zeltplatz. Am Wegesrand erstehen wir Obst und, was mich besonders freut, eingelegte saure Gurken. Dann Abendroutine. Für morgen durch Kartenstudium ein veganes Restaurant auf dem Weg gefunden. Wenn es das schon mal gibt, zudem in passendem Abstand zum Frühstück, muss man einfach hin.

Freitag, 19.07., Porta Westfalica – Bodenwerder

83 Kilometer, 4:15 Std., 282 Höhenmeter.

Es hat zwar nicht geregnet, aber morgens ist alles klatschnass. Die Zeltplane außen und auch innen. Sonniges Frühstück bis das Zelt fast trocken ist. In Veltheim (Porta Westfalica) radeln wir an einem  Vorgarten mit Kunst, aber auch heißem Kaffee, Fassbrause usw. vorbei. „Bitte nach eigenem Ermessen angemessen zahlen.“ Nettes Plätzchen und vertrauensvoll.

In Rinteln dann Mittagspause bei Green Bee. Pizza und Vanilleeis mit Olivenöl und Salz. Sehr, sehr lecker. Und endlich mal eine vegane Stelle, die zu unserer Reiseroute passt.

Supermarkt in Hameln und kurz durch die Altstadt schieben. Lautes Kindergeschrei, weil viele sich im Springbrunnen abkühlen.

Immer mehr Berge schieben sich ins Bild, aber für heute sind wir noch im flachen Wesertal. Campingplatz in Bodenwehr. Leider wieder so ein Universalgenie, der wirklich alles weiß und alle daran teilhaben lässt. Eigentlich nicht in Hörweite, aber das kann man ja durch Lautstärke ausgleichen, woran sich die ganze Familie beteiligt. Ich liebe zelten, aber Schallisolierung einer Zeltplane wäre noch ein unterstützenswertes Forschungsziel.

Da ich beim Video mehrere Tage zusammengefasst habe, ist dieser Tag im ersten Video der nächsten Woche zu finden. Ich lasse das jetzt so.

Radreisetagebuch „Ost-Nord-Schleife“, Woche 2

Sonntag, 07.07., Bad Harzburg – Ballenstedt

67 Kilometer, 4:00 Std., 592 Höhenmeter.

Wir radeln rund um den Brocken und irgendwann dann im Wald an einem DDR-Grenzpfahl vorbei. Wenn man sich das alles vorstellt, was hier mal war und nicht möglich war…

In Wernigerode findet ein Neustadter Weinfest statt. Neustadt ist kein Stadtteil, das war meine Vermutung. Nein, Winzer aus Neustadt an der Weinstraße sind hier und bieten Weine und Essen aus unserer Heimatregion an. Witzig. Die Blasmusik ist aber aus der Gegend.

Wir sind in ein Café in ausreichender Entfernung. Blasmusikfrei den Koffeinspiegel justieren.

Wir kreuzen mehrfach die Harzer Schmalspurbahn. Vielleicht könnte man mal zum Bahnwandern zurückkehren?

Wir fahren heute trocken und warm mehr bergab als bergauf. Sehr angenehm. In Ballenstedt führt der Radweg direkt einem alten, von Niederländern schön renovierten Bahnhofsgebäude vorbei. Wir trinken Radler und essen landestypisch (Niederlande) Pommes.

Dann Anruf von unserem Ziel, einem Hotel in Ballenstedt, welches auch einen Campingplatz betreibt. Ich hatte reserviert. Ob wir für den Campingplatz überhaupt noch kommen würden? Man hätte schließlich schon Feierabend. Beim Öffnen der Homepage, poppt ein Pop-up mit längeren Öffnungszeiten. Da hätten wir noch viel Zeit gehabt und auch im Hotel noch eine geöffnete Küche gefunden. Egal, wir beeilen uns für die letzten Kilometer. Zitat von der Hotelseite „Für Sie bereitstehende Nasszellen, in Form von Toiletten und Duschen finden Sie vorerst im Hotel. So können Sie nach einem kurzen Fußweg alle Annehmlichkeiten eines ordentlich hygienischen Hotelbadezimmers genießen.“ Die Realität war dann eine mobile Toilette auf der Hotelwiese und ausnahmsweise würde man die Tür zum Hotel noch ein wenig auflassen, damit wir doch noch duschen können. Ich halte mich hier mit der Kritik zurück. Aber der Abend und die Nacht waren angenehm ruhig.

Montag, 08.07., Ballenstedt – Gerlebogk

64 Kilometer, 3:36 Std., 248 Höhenmeter.

Viel Rückenwind und hauptsächlich geht es bergab. Kaffeepause in Aschersleben. Wir machen eine Sozialstudie auf der Terrasse unseres Cafés. Es gibt viel zu sehen und viel zu hören. Amüsant.

Kleiner Umweg über Bernburg an der Saale. Mittagessen mit türkischen Falafel, Salat und Pommes im Schatten. Sehr angenehm. Ich erledige danach den Einkauf bei Rewe, J. wartet mit dem Hund und nutzt die Zeit zum Schreiben.

Nach der Reststrecke kommen wir zum Campingplatz in Kombination mit einem Strandbad. Die Kassiererin kann eher Strandbad als Campingplatz und ist schon überfordert, weil wir für den Zeltplatz gleichzeitig mit einem Auto fürs Strandbad kommen. Da hätten wir wohl schneller oder langsamer fahren müssen. Das Einchecken, natürlich nur mit Bargeld möglich, klappt dann doch. Und nach einer Dusche mit unsinnig viel Druck für die Reinigung aller Poren und dem Abendessen ist die Welt am zweiten Abend ohne frieren sehr in Ordnung.

Dienstag, 09.07., Gerlebogk – Dessau – Aken

58 Kilometer, 3:30 Std., 243 Höhenmeter.

Gestern Abend hatten wir kleine Probleme mit einer verwirrt wirkenden Frau, die in einer kleinen Fahrradgarage zeltete. Ich hatte den Fehler gemacht, ihr den Namen des Hundes zu verraten. Sie rief ihn dann ständig, um ihn zu sagen, er solle weg bleiben, damit ich nicht mit ihm schimpfe. Das hat nicht nur den Hund irritiert. Zwischendurch konnte man problematische Telefongespräche leider nicht überhören. Das hätte ich hier gar nicht geschrieben. Aber nach Abfahrt vom Campingplatz müssen wir einige Kilometer auf einer Landstraße mit Tempo 100 radeln und plötzlich sehen wir die Frau mitten auf der rechten Fahrspur laufen. Autos und LKW donnern mit hoher Geschwindigkeit vorbei und die Fahrer sehen die beige gekleidete Frau vor gleichfarbigen Feldern bei starker Sonne wohl nur mit Schwierigkeiten. Auch wenn man kein Grübler ist, grübelt man viele Kilometer, ob man etwas hätte machen müssen.

In Osternienburger Land lernen wir über die Kunstaktion Sachsenspiegel etwas über das älteste Rechtsbuch des deutschen Mittelalters. Viele Häuser sind bemalt, es gibt einen Themenspielplatz, usw. Unsere für kalte Getränke mitgenommene Thermos lassen wir absichtlich am Rastplatz stehen. Der Verschluss nervt, aber man kann sie nutzen. Vielleicht braucht sie noch jemand oder wenn nicht, landet sie mit Verzögerung im Mülleimer.

Der Bauhausstil interessiert mich grundsätzlich, aber das Bauhausmuseum im Zentrum bleibt für uns nur eine Glasfassade. Bei Ankunft in Dessau hat es heiße 32 Grad und Museum und Hund sowie Hab und Gut auf Lastenrädern passen nicht zu einem Besuch. Essen beim Thailänder, gut, wir machen uns klein, um im Schatten zu bleiben. Nach dem Essen noch zum alten „Amt für Arbeit“, wenn man schon mal hier ist. Dann macht die Hitze weiteres Interesse am Bauhaus zunichte. Witzig, dass der Elbradweg, dem wir ab Dessau folgen, direkt am Kornhaus vorbeiführt. So konnten wir also noch etwas bauhausiges anschauen.

Der Penny in Aaken ist eine vegane Enttäuschung, weil er nicht hat, was alle andere Filialen haben. Dafür ist der Campingplatz unkompliziert. Es gibt einen Kühlschrank mit Getränken und eine Kasse auf Vertrauensbasis. Wir zelten direkt an der Elbe.

Mittwoch, 10.07., Aken – Magdeburg

67 Kilometer, 3:39 Std., 173 Höhenmeter.

Beim Frühstück klebt eine Wespe nach landen und „stolpern“ auf dem Erdnussbrot fest. Wir retten sie mit dem Schmiermesser und schauen der langen Reinigung bis zum Abflug zu. Wenig Berührung mit Autos heute. Wir fahren auf Wegen mit schmalen Betonstreifen durch Naturschutzgebiete. Sehr schön.

Das Pretziener Wehr, Fertigstellung war 1873, ist interessant. Über den Elbe-Umflutkanal kann man im Hochwasserfall ein Viertel des Wassers über das alte Bett der Elbe leiten. Verhindert Flut in Schönebeck und Magdeburg. Den Schildern kann man entnehmen, dass die Hilfe für die Einen für Andere nachteilig ist.

Halt beim Rewe in Schönebeck. Ich kaufe Picknick für gleich und Abendessen. J. schlichtet derweil jugendliches Mobbing. Der Gemobbte bekommt seine Brille wieder und kann sich verdrücken. Beim Zurückkommen spüre ich leichte Schwingungen zwischen den Mobbern und uns. Gut, wenn Zivilcourage nicht schlecht endet.

Wir zelten beim Wassersportcamping WBF südlich von Magdeburg. Kostet 5 Euro plus 1,50 Euro je Dusche, 8 Euro komplett also. Sanitärgebäude ist ganz neu. Es gibt eine Holzhütte auf der Zeltwiese mit Kühlschrank, 1 Flasche Bier für 1 Euro. Es gibt Strom zum Laden, Sitzgelegenheiten und Tisch. Wir sitzen beim einsetzenden Regen gut unterm Dach der Miniterrasse und können trocken kochen und essen.

Donnerstag, 11.07., Magdeburg – Tangermünde

79 Kilometer, 4:35 Std., 272 Höhenmeter

Nach dem Frühstück geht es in die Innenstadt von Magdeburg, um bei Sport Scheck Ersatz für die zurückgelassene Thermoskanne zu kaufen. Die neue ist natürlich viel schöner und garantiert dichter. Ab morgen gibt es dann wieder kein „sonnenwarmes“, sondern ein etwas kälteres Getränk auf dem Weg. Filterkaffee beim Bäcker um die Ecke des Einkaufszentrums.

Magdeburg sieht interessant aus. Hier findet man den ersten gotischen Dom Deutschlands, ein neues Hundertwasserhaus (vielleicht das Letzte, weil Hr. Hundertwasser nun verstorben ist?). Ein wenig „schön alt“, ein bisschen marode, ein wenig neu und modern.

Stopp an der Trogbrücke des Mittellandkanals, die die Elbe kreuzt. Was man alles bauen kann. Danach viel Landschaft, wenig Verpflegungsmöglichkeiten. Deswegen Umweg über Parey zum türkischen Imbiss. Hat „vegan“ noch nie gehört. Mit kommunikativem Erfolg ziemlich knapp Dönerfleisch und Milchsoße an Falafel und Salat verhindert. Obwohl ich Ketchup sehr liebe, ist das auf Dauer kein guter Ersatz für die Originalsoße.

Schwarze Wolken nähern sich. Leider geht der Radweg an der Schleuse Parey über eine Metallbrücke mit Treppen. Der „Schiebestreifen“ ist zu nah am Geländer. Grenzwertiger Kraftakt mit den zwei Lastenrädern, bei startendem Unwetter. Wolkenbruch mit so viel Wasser, dass ich fast nichts mehr sehe. Angelaufenes Visier, nasse Brille, dazu Wasser mit Sonnenmilch, was in den Augen brennt. Handy ist wieder in der Jacke, weil es ja regnet J. findet ohne Navigation die Fähre auf die linke Elbseite. Unter einem kleinen Dach warten wir auf die Fähre und sind dort nicht die Einzigen, die nass sind. Mit einer Mischung aus Gefühl und Beschilderung kommen wir mit Umwegen nach Tangermünde. Wieder ein sehr unkomplizierter Platz und sehr günstig. Ich schüttele nur innerlich den Kopf, weil das Paar nebenan ihr Wohnmobil bis zum Dach trocken reibt. Wir sind wohl wasserfester.

Später laufen wir zum Edeka, um Frühstückssachen zu kaufen. Dann geht es zu den Exempel Gaststuben. Wir sitzen auf Schulbänken, trinken Bier und essen Gärtnerinnenpfanne. Im Gesamteindruck bis jetzt die schönste kleine Stadt.

Ich lese mal wieder bei Wikipedia, wo wir gelandet sind. Aus Tangermünde stammt die Schokoladenmarke Feodora. Jetzt gehört diese einer Firma in Bremen. Sehr viele Leute hatten hier früher Schokolade hergestellt und zu DDR-Zeiten auch Ersatzschokolade. Überall findet man viel „früher“.

Freitag, 12.07., Tangermünde – Wittenberge

76 Kilometer, 4:12 Std., 233 Höhenmeter.

Schon wieder Rückenwind. Es geht teilweise sehr einfach. Kaffeepause in Arneburg in einer drei Meter breiten Bäckerei, wo extra für uns hinter den Kulissen Kaffee gemacht wird. Dann noch mal Kaffee und veganen Kuchen im Café Lämpel in der alten Schule in Werben. Optisch und insgesamt ein gutes Erlebnis.

Ewig lange Elbebrücke nach Wittenberge. An der Eisenbahnbrücke gibt es einen schmalem Fußgängerweg. Zu schmal, um sich als Fußgänger schiebend gut zu begegnen. Erst Supermarkt, dann ein Stück zurück Campingplatz für Wasserwanderer. Zuerst sind wir die einzigen Gäste, dann kommt eine leider unfreundliche ältere Frau mit Auto dazu.

Um ca. 20 Uhr springt Katwarn auf meinem Handy an. Gewitter der Stufe 3 mit bis zu 40 Liter pro Quadratmeter, Sturm und Hagel werden vorausgesagt. Erster Einsatz des Tarps. Wir bauen eine Schutzdach überm Zelt. Problem ist ja, dass Wasser und Hagel abgehalten werden, aber die 20 Quadratmeter Tarp bei Sturm auch halten müssen. Wurde kein Hagel. Am Anfang des Gewitters durchaus spannende Sturmböen und einiges an Regen. Nichts, was das Zelt nicht ausgehalten hätte. Hätte, hätte… Lieber vorbereiten als Probleme bekommen. Der Hund hat das Zelt zwei Stunden lang zum Vibrieren gebracht, nie verschwindende Angst vor Donner.

In Wittenberge gab es mal Europas größtes Nähmaschinenwerk mit 3.200 Mitarbeitern, nach der Wende wurde das Werk „liquidiert“. Das Reichsausbesserungswerk RAW gibt es in der Nachfolge noch heute, die große Zeit der Eisenbahn ist vorbei, aber die Bahn scheint noch ein großer Arbeitgeber zu sein.

Radreisetagebuch „Ost-Nord-Schleife“, Woche 1

Samstag, 29.06., Ludwigshafen – Darmstadt

65 km, 3:29 Std., 186 Höhenmeter

Gewitterwarnung, Starkregen und Großhagel sind angekündigt. Statt Terrassencampingplatz im Odenwald mit recht konkreten Katastrophenbildern im Kopf, kurzfristig Hotel in Darmstadt gebucht.
32 Grad bei der Fahrt. Irre warm, alles klebt.
In Worms gibt es eine Totalsperrung auf unserer Route. Die eingerichtete Umleitung ist für Radfahrer verboten. Alternativen sind nicht erkennbar. „Löse das, doofer Radfahrer. Oder kauf Dir ein Auto.“
Beim Suchen nach Verpflegungsmöglichkeiten in Darmstadt das Restaurant Tibits entdeckt. Einziges Tibits außerhalb der Schweiz. Wir waren mal in Basel gut essen und ich kann kaum glauben, dass das bei der Alnatura Verwaltung als Kantine eingerichtete Restaurant heute für normales Publikum offen hat. Nur 1,4 Kilometer heißer Fußweg vom Hotel entfernt. Sehr nett, Hund darf mit rein, lecker und genau das, was wir brauchen.
Man weiß es ja vorher nicht. Das nächtliche Gewitter zeigt sich eher normal und nicht als Katastrophenwetter. Positiv gesehen haben wir gut gegessen, hatten Klimaanlage, eine gute Dusche…

Sonntag, 30.06., Darmstadt – Hanau

63 Kilometer, 3:48 Std., 283 Höhenmeter.

Beim Hotelfrühstück erzählt ein Amerikaner, dass die Amis alle doof sind. Speziell sein Nachbar, der zwei Fahrräder wegwerfen wollte, nur weil die Reifen platt waren. „Zu viel Geld, zu wenig Gehirn.“ „Wir haben alles mögliche von denen.“ Ein Chinese berichtet von Mülltrennung zuhause. Der Ami sagt: „Da seid Ihr ja schon viel weiter.“

Viel Regen, manchmal stark. Ein tolles, kurzes Zwischenstück Radfernweg auf der Route. Dann aber umgestürzte Bäume, Matsch, Mücken, Schwierigkeiten, der Route zu folgen. Umwege. Handy wegen Regen weggepackt. Navigation als Gedächtnistraining. Launekiller.

Campingplatz Bärensee in Hanau. Plaudertasche an der Rezeption. „Ich bin städtischer Angestellter und alles muss seine Ordnung haben.“ Bucht Abreise am Tag der Anreise, wegen Fehlermeldung alles nochmal von vorne eingeben. Gibt uns den einzigen Platz ohne Stromanschluss. Gut, dass wir über die fünf Euro für das bisschen Strom so lange geredet haben. Am Nachbarplatz hat jemand den Stromanschluss nicht durch zudrücken des Schlosses vor Zugriff bewahrt. Laden der Räder ging also, ohne nochmal reden zu müssen.
Zeltaufbau, Kochen und Essen gehen trocken über die Bühne. Lewis und wir sind nicht undankbar über etwas mehr Zeit im Zelt. Heute waren es nur noch etwas mehr als 20 Grad Celsius. Nachts und morgen früh wird es regnen. Dann morgen wahrscheinlich keine Hitze mehr.
Fluglärm und Autolärm. Gut, dass wir mit Gehörschutz reisen und schlafen dadurch einfacher wird.

Montag, 01.07., Hanau – Hutten-Heiligenborn

73 Kilometer, 4 Stunden 26, 560 Höhenmeter.

Regen. 10:25 Uhr hört es auf, 10.45 Uhr haben wir alles gepackt und sind reisefertig. Es wird ausreichend warm und bleibt trocken. Kinzigtal, leider viel Autobahn und ab und zu an der ICE Rennstrecke entlang. Wieder mehrere umgestürzte dicke Bäume auf dem Radweg. Tagsüber asiatisches Essen auf einer Parkbank mit Blick auf Basketballjünglinge.

Starker Anstieg aus dem Tal zum Campingplatz, wegen Umleitung umständlich. Die Schilder sind zumindest für Radler schwer zu deuten. Campingplatz Hutten, total nett. 81-jähriger Witwer, der den Laden mit einer 60-Stunden-Woche alleine schmeißt.
Vorm Abendessen gemerkt, dass der Hinterreifen bei meinem Rad platt ist. Loch nach Aufpumpen gehört, Felge kann also im Rad bleiben, geflickt. Wieder platt, aber viel langsamer. J. hört ein zweites, winziges Loch, 15 cm neben dem ersten Loch. Ich hätte ausbauen und Wasser zu Hilfe nehmen müssen. Auch dieses Loch geflickt, hält. Scheißgefühl, wenn das Packeselrad platt ist.

Unglück, gleich zwei Löcher zu bekommen. Das Durchdrehen des Hinterrads auf der Schotterstraße beim starken Anstieg zum Camping war wohl Schuld. Glück dagegen, dass das nicht auf der Strecke sondern am Tagesziel passiert, damit man es nach dem Abendessen in Ruhe zweimal reparieren kann.

Dienstag, 02.07., Hutten-Heiligenborn – Bad Hersfeld

83 Kilometer, 4:18 Std, 377 Höhenmeter.

Am Anfang fast zehn Kilometer bergab. Pause in Fulda, Biergarten mit veganem Tagesgericht und Radler dazu. Am Ende der Pause frieren wir leider. Wenn man rund um die Uhr draußen ist, wären 3 Grad mehr sehr angenehm.

Längs der Fulda bis Bad Hersfeld. Zum Teil auf alten Bahntrassen und schönen Radwegen. War ein wenig weit, vielleicht weil es so kühl war. Aber die Kilometer liefen gut. Hinterrad immer noch dicht!

Camping beim Kanu Club. Ein Vereinsheim, sanitäre Anlagen, Küche, Terrasse mit Dach. Alles für uns alleine. Viel Vertrauen für Leute, die man nicht kennt. Zelt unterm Vordach aufgebaut, damit es innen trocken bleibt und dann in den Regen auf den Rasen gestellt.
Einziges Manko, mal wieder eine Autobahn in Sicht- und Hörweite. Nur Zelten auf dem Mittelstreifen der Autobahn wäre noch eine Stufe lauter. Noch eine Ohrenstöpselnacht. Es schüttet bis tief in die Nacht.

Mittwoch, 03.07., Bad Hersfeld – Meinhard

61 Kilometer, 3:12 Std, 323 Höhenmeter.

Wetter hält sich gerade so überwiegend trocken. Auf der Fahrt immer mal wieder Regen. Leider ein wenig zu kühl, was uns mehr beeinflusst als Regen.

Die auf dem Weg erstandenen Picknicksalate und Brötchen werden im Schutz einer Bushaltestelle in einem Dorf gegessen. J.s Laune ist durch Regen nicht kaputt zu kriegen, sofern es etwas zu essen gibt. Satt und etwas trockener geht es weiter.

Campingplatz Werra-Meissner. Schäferwagen mit Strom und Wasserkocher auf der Zeltwiese. Löblich. Abendessen drinnen, weil nasse Wiese usw. gespart.
Es reicht noch für eine Hunderunde um einen See. Dazu waren wir ja bislang eher durch nass oder zu heiß nicht in der Lage gewesen.
Diesmal eine angenehme Nacht mit Vogelgezwitscher statt Autolärm.

Donnerstag, 04.07., Meinhard – Northeim

89 Kilometer, 4:53 Std, 545 Höhenmeter.

Frühstück im Hirtenwagen, danach halbwegs trockener Abbau. J. fällt auf erdigem Weg mit dem Rad, weil Vorderrad im Matsch wegrutscht. Nicht schnell, jedoch kippt das Rad um und nach dem Aufrichten sitzt Hund Lewis verdutzt auf dem Weg. Sah witzig aus und hat ihn wohl nicht sonderlich irritiert, springt wieder in seine „Kutsche“.

Kaffeepause in Bad Soden-Allendorf. Nach Starkregen fahren wir weiter, obwohl es weiterhin regnet. Warten macht kalt. Nach zwei Stunden im kalten Regen erreichen wir Göttingen. Espresso House, „Falkenberg-Vibes“, denn da sind wir auch schon einmal zum Trocknen und Kräfte sammeln bei Espresso House eingekehrt. Kaffee, Sandwich, Tee, Kuchen. Das ganze Programm bis die Sonne kommt.
Essen kaufen und sonnig die letzten 20 Kilometer bis zum Campingplatz Sultner Berg. Sonniger Abend, jedoch wieder eine Autobahn in Hörweite. Der Wind trägt den Schall zum Glück nur halblaut genau hierher.

Freitag, 05.07., Northeim – Bad Harzburg

72 Kilometer, 4:28 Std, 721 Höhenmeter.

Direkt nach der Abfahrt vom Campingplatz ist eine Unterführung wegen Bauarbeiten gesperrt. Schilder gab es natürlich nur auf der Talseite für die Autofahrer. Wieder ein Stück den Berg hoch und erster Umweg des Tages. Vielleicht haben wir solche Überraschungen für heute hinter uns?

Kaffee in Seesen. Porridge mit Kürbiskernen, weil einzig veganes Angebot im Bäckereicafé.
Radler mit Gosebier bei Pause in Goslar. Hatte ich mal in Leipzig getrunken, aber natürlich keinen Schimmer, dass das Bier nach dem Wasser aus dem Harzflüsschen Gose benannt wurde.
Im Sanitärladen in Goslar zwei Gummistopfen gekauft, da am Ständer des Loads auf der Fahrt ein Plastikfuß verloren ging und nun Metall beim Parken knarzt. Die Idee, ein Teil für eine Gehhilfe am Rad zu benutzen, war für mich naheliegend, da diese Teile an meinem Rad von Anfang an verbaut sind. Die Mitarbeiter des Sanitärladens waren aber darüber erstaunt / belustigt.

Heute immer noch zu kühl und erstaunlich viele Höhenmeter, mehr als die letzten Tage. Erschöpfte Ankunft in Bad Harzburg. Alle freuen sich auf den Ruhetag bzw. würde es auch den Hund freuen, wenn er es wüsste.

Samstag, 06.07., Ruhetag in Bad Harzburg

Zu Fuß unterwegs. Vom Campingplatz kann man über schöne Wiesen überwiegend autofrei in die Stadt laufen. Zufällig auf der Terrasse vom Café Flora gelandet, wo es viel veganes für uns gibt. Stand groß auf einer Tafel, aber manchmal sieht man vor lauter gucken nichts. „Chefin ist vegan.“ Leckere Pause.

Kurgäste, Park und Häuser anschauen und flanieren. Mit Rückweg waren es 9 km. Sonniger Nachmittag am Platz. Ein Zelt weiter schauen Vater und Sohn, auch mit Rädern und Zelt unterwegs, Fußball. Das schlechte Ergebnis für Deutschland nehmen sie mit einem Lächeln. Regen nach dem Abendessen.

Zeit für eine Radreise

Auf einem Ausschnitt einer Deutschlandkarte wird die Route durch eine blaue Linie angezeigt. Rote Markierungen zeigen 24 Übernachtungen an und so sind die Tagesetappen erkennbar. Die Route startet und endet im Südwesten, nach längerer Strecke in nördlicher Richtung geht es um den Harz nach Dessau, dann die Elbe hoch bis fast nach Hamburg, dann nach Südwest an die Weser, dann südlich nach Hause.

Was macht man, wenn man vier Wochen Urlaub hat und kurz vorher noch keinen Plan, wohin es gehen soll? Eine Idee für eine Radreise mit zwei Lastenrädern, Hund und Zelt, gerne an Flüssen entlang, „wo man mit den Rädern noch nicht war“, musste her. Man Frau verlässt sich auf mich.

Ich gebe nicht viel auf Hitlisten der beliebtesten Radwege. Aber die Idee, einen Teil des Elbe-Radwegs nach Norden und einen Teil des Weser-Radwegs nach Süden in einer Tour zu fahren, Abfahrt und Ankunft aus eigener Kraft zuhause, da stressreduzierend, war dann einfach zu planen.

Etappen um die 75 Kilometer, es können aber auch mal 100 km werden. Wenn es Steigungen gibt, interessante Orte am Weg liegen und am Anfang der Tour lieber weniger. Meist haben die letzten Etappen eine „Ich-will-nach-Hause-Länge“. Das System hat sich für uns bewährt.

Der Routenplaner brauchte einen Titel für den gpx-Track. Aus dem südwestlichen Blickwinkel wurde die Reise „Ost-Nord-Schleife“ benannt.

Da wir auf Tour selbst kochen und einkehren, bis auf den vormittäglichen Kaffee, eher die Ausnahme darstellt, steht tägliches Einkaufen und abendliches kochen auf dem Programm. Der Hund fährt zwar gerne mit, aber natürlich sind bei ruhigen Wegverhältnissen Laufstrecken angesagt. Da geht es dann auch nur im „Schnuppertempo“.

Von Tour zu Tour nehme ich immer weniger Fotoequipment mit, da es meist ungenutzt „ballastet“. Diesmal habe ich es geschafft, mit einer älteren GoPro fast jeden Tag etwas aufzunehmen. Das Teil ist wetterunempfindlich, hängt am Lenker und Start-Stopp drücken ist wenig aufwendig.
Deswegen folgt von dieser Fahrt hier im Blog ein Reisetagebuch mit Videos.

Problem beim Einbetten von Peertube in WordPress gelöst

Wordpress Fehlermeldung mit den Worten "Error details", einem Eingabefeld und einem Schloss.

Nachdem ich zwei Tage, u.a. auch mit der gehypten KI, vergeblich nach einer Lösung gesucht habe und durch probieren eine Lösung gefunden habe, schreibe ich das mal hier auf. Vielleicht hilft es jemandem, nicht so viel Energie mit diesem Problem zu vergeuden.

Problem: Bei manchen Instanzen von Peertube gelang das Einbetten von Videos hier im WordPress-Blog testweise problemlos. Sowohl über einfaches Einkopieren des Videolinks als auch über Embed code.
Allerdings nicht bei der Peertube Instanz, bei der ich mich angemeldet hatte. Und auch nicht bei anderen, die ich testete.

Lösung: Den Blockeditor in WordPress austricksen und den von Peertube bereitgestellten Embed code über den Block „Individuelles HTML“ einfügen.
Dann funktioniert es.

Rad-Sternfahrt für mehr und sichere Radwege

Collage aus 3 Fotos: Oben eine Gruppe wartender Radfahrer vor dem mit Sonne beschienenen Mannheimer Wasserturm. In der Mitte die Strecke der Raddemo von Mannheim nach Heidelberg aus der Sport-App. Unten ein Platz in der Heidelberger Bahnstadt mit vielen Fahrrädern und Menschen, die sich um eine Bühne drängen.

Gestern haben wir uns, trotz sonntäglicher Bettschwere, um 8 Uhr auf dem Berliner Platz eingefunden, um mit den Ludwigshafenern zum offiziellen Start der Sternfahrt nach Mannheim aufzubrechen. Wir waren zu zweit, dies reichte jedoch um die Teilnehmerzahl zu verdoppeln.
Bis zum Start in Mannheim kamen aber fast 100 Teilnehmer zusammen. Nach den Reden der erstaunlich zahlreich anwesenden Politiker („wir haben schon viel gemacht und alles wird gut“) ging es dann mit Polizeischutz (danke!) und bestem Wetter los zu einer ruhigen Fahrt nach Heidelberg.
Dort sollen es mit allen Zubringern der Sternfahrt dann fast 1000 Radler geworden sein.
Ein paar Bekannte getroffen, ein wenig Smalltalk. Angenehm.

Leider hatte ich aber auch negative Gedanken. Es ist ein frustrierendes Gefühl, wenn man bei einer Demonstration denkt, dass man nur die eigene Gruppe erreicht. Man ist mit Gleichgesinnten unterwegs, die die gleichen Ansichten bereits teilen, deswegen mitmachen. Das eigentliche Ziel, eine breitere Öffentlichkeit zu erreichen und vielleicht sogar jemanden zu überzeugen, damit sich etwas ändert, scheint unerreichbar. Man kann sich fragen, ob der eigene Einsatz überhaupt eine Wirkung hat oder ob man lediglich in einer Blase agiert. Das Gemeinschaftsgefühl und das gegenseitig auf die Schulter klopfen ist wichtig und wohltuend, aber dieses Gefühl der Ohnmacht und des Stillstands kann entmutigend sein.

Ein Abend im Müllheizkraftwerk

Von oben sind zwei Menschen mit Schutzwesten und Helm zu sehen, mit jeweils einem Arm in entgegengesetzte Richtungen zeigend.

Von der Wachheit, die ich bei der Anmeldung zur Veranstaltung „Sonnenuntergang auf dem Müllheizkraftwerk“ der WOW CITY TOURS (→ WOW Magazin) hatte, war dann am Abend der Führung leider so gar nichts da. Wegbleiben wäre mir peinlich gewesen und Interesse war ja vorhanden, also habe ich mich mit Hilfe einer Tasse Kaffee nach Art „Schlag ins Gesicht“ doch aufgerafft.

So stand ich dann pünktlich um 20:30 Uhr und nach der kurzen Radfahrt noch wach werdend am Treffpunkt vor dem Gemeinschafts-Müllheizkraftwerk Ludwigshafen (→ GML).

Gut so. Denn es war eine interessante Führung, die ich hauptsächlich zum Fotografieren genutzt habe. So schreibe ich hier auch nichts über Müllverbrennung und Energiegewinnung, denn dafür gibt es bessere Quellen. Die Gedanken, die sich um die Menge des Mülls drehen, behalte ich auch für mich.

Stattdessen soll eine Auswahl an Fotos sprechen.

Der Ausblick vom Dach war übrigens toll und erstaunlich weitreichend. Jedoch verbarg sich der titelgebende Sonnenuntergang hinter Wolken, wodurch ich mir meine negative Einstellung zu Fotos davon, nicht nochmal überlegen musste. Und die Fotos der Umgebung, der Stadt, der BASF wurden leider nicht wirklich gut. Altes Auge ist besser als neue Technik.

Besen, Schaufel, Kladde, zwei rote Signallichter an einer Säule zwischen zwei großen Toren, die mit roten Zahlen "5" und "6" beschriftet sind.
Vor den Toren wird scheinbar gekehrt, dahinter sind Unmengen an Müll verborgen.
Verdrecktes Schild mit der Auschrift "Absetzkipper-Fahrer vor Einleitung des Kippvorgangs aussteigen" und ein Verkehrsschild mit einem ins Wasser fallenden Auto. Beides an einer an den Kanten beschädigten Säule, die zeigt, dass sie öfter mal im Weg der Fahrzeuge stand.
Ein Schild „Nicht die Betonsäule rammen“ würde wohl auch nichts helfen. Muss man mit Schwimmbewegungen beginnen, wenn man in den Müllbunker fällt?
Die holzverkleidete Wand eines Müllbunkers schwarz im Hintergrund. Davor große Mengen an Haushaltsmüll. Aus dem grauen Grundton stechen blaue Müllsäcke hervor.
In der Mitte des gigantischen Müllbunkers sah es so aus. An beiden Seiten türmten sich die „Vorräte“ bis an die Decke. Sehenswert, aber leider nicht so fotogen, wie ich es gerne gehabt hätte.
Innenraum der Müllverbrennung. Im Vordergund die dunkle Silhouette des Kranführers, im Hintergrund Müll und der obere Teil des Greifers.
Hier werden im Dauerbetrieb die Kammern der Müllverbrennung gefüllt.
Betonwände und ungefähr acht Etagen mit Gitterrostböden und blauen Geländern von oben fotografiert. Wenn man die Etagen nicht als solche erkennt, könnte der Boden auch eine Wand und die Wand eine Decke sein.
Wenn man die Etagen nicht als solche erkennt, könnte der Boden auch eine Wand und die Wand eine Decke sein.
Ein Vogelnest mit einem einzigen weißen Ei liegt in schwindelnder Höhe auf dem Gitterblech eines Treppenabsatzes.
Habe wenig Ahnung, aber nach dem „Schöner wohnen“-Konzept zu schließen, würde ich bei dem Nest auf Taube schließen. Die können auch fünf Zweiglein für ein geeignetes Nest halten.