Wir sind ein Abi-Jahrgang, der sich ziemlich oft trifft. In letzter Zeit alle fünf Jahre. Den beiden Organisatoren sei dank. Die Teilnehmerzahl finde ich immer wieder erstaunlich, da 40 Jahre vergangen sind, wir in alle Richtungen verteilt sind und viele einen sehr langen Weg, teilweise Flug notwendig, auf sich nehmen. In einigen Fällen lebt noch ein Elternteil oder andere Verwandtschaft in der Gegend und dann lässt sich das kombinieren.
Ich habe nicht mit allen geredet. Mein schlechtes Gewissen ist begrenzt, weil das halt nur so möglich ist, wenn man nicht nur mit jedem sieben belanglose Sätze wechseln und dann weiter will. Dafür habe ich mit vielen fast so geredet, als ob wir uns nur nach den Ferien wieder getroffen hätten.
Ich kann zwar diejenigen verstehen, die nie kommen, weil sie nicht wissen, was sie reden sollen (das und eine gewisse Angst habe ich über die Jahre öfter gehört) oder nicht reden wollen, weil wir während der Schulzeit „nicht immer zu jedem nett waren“. Das war eine laut ausgesprochene Erkenntnis des Abends.
Ich habe mich aber wieder wohl gefühlt.
Stichwort Erkenntnis: Vergleichen macht unzufrieden, weswegen ich das möglichst nicht mache. Habe mir auf der nächtlichen Radfahrt nach Hause durch eine angenehm menschenleere Sommernacht dann aber doch gedacht, dass ich sehr über meinen derzeitigen Alltag froh bin. Wenn man die Schulkameraden in Kategorien einteilt, bin ich fast immer froh, da nicht dazu zu gehören.
Ich bin weder gestorben (das waren sehr früh schon einige), noch krank oder übergewichtig, noch habe ich künstliche Körperteile (zwei Hüftgelenke alleine auf einer Bierbank), noch bin ich Arzt (der u.a. die vielen Fragen der „Hüftgelenke“ beantwortete, da hat man wohl nie Freizeit), noch Alleinerziehender oder überhaupt alleine („eine Partnerin hat sich nicht ergeben“), noch abreitslos, noch CEO einer größeren Firma mit mehreren Flugreisen in der Woche oder Leiter einer Abteilung mit großen Projekten und Mitarbeitern in mehreren Ländern.
Dass man die negativ klingenden Sachen nicht will, ist logisch. Aber ich kann auch wenig an den glänzenden Geschichten für mein jetziges Ich beneiden.
Und das hat sich gut angefühlt.