Montag, 04.08., Retgendorf – Travemünde, 80 km
Nach kurzer Strecke kommen wir nach Wismar. Gute vegane Hotdogs und direkt daneben bei Acosta der beste Kaffee der Fahrt (wird es bis zum Schluss bleiben). Gas zum Kochen beim Outdoor-Laden gekauft, der leider schließt. Wir brauchen noch keinen Nachschub, aber alles 20% günstiger. Da fährt man doch gerne unsinnig Dinge durch die Gegend. Joanna ergattert im „Ich will nix!-Modus“ ein Oberteil aus Merinowolle.
Den alten Schweden angeschaut. Das Hafengebiet angesteuert und abgebrochen, da so viele Touristen keinen Spaß machen. Durch Abkürzungen zur geplanten Route ein paar Kilometer gespart. Dann aber immer an der Küste entlang.
In Boltenhagen waren irgendwie alle genervt und schauten grimmig. Kur oder Urlaub hatte wohl wenig Wirkung, sehr seltsam. Weiter bis Priwal, dann mit der Fähre nach Travemünde. Letzte Kilometer bis zum Campingplatz. Die Plätze direkt am Meer waren auf dem Weg zu teuer und vor allem zu voll. Und zu viel Gedöns. Bleib mir weg mit Animation. Dafür gibt es hier Ladeschränke für Handy- und Fahrradakkus.
Dienstag, 05.08., Travemünde – Bad Malente, 51 km
Schick gekleidete Menschen auf der Promenade in Travemünde. Shopping und gesehen werden. Wir brauchen nichts aus China, aber einen Kaffee.
Fähre von TT-Line fährt aus, eine von Stena fährt ein. Der Ausblick von der Steilküste im Norden von Travemünde ist toll. Dann beginnt Niendorf, Timmendorfer Strand, Scharbeutz. Eine Aneinanderreihung von Tourismus. Fühlt sich als campender Rad-Tourist unpassend an.
Über Land nach Eutin. Mittagessen okay. Die Imbissfrau ist erschüttert, wie man so weit Rad fahren kann.
Wieder ein Schloss. Mit Umweg um den Kollersee, leider auf eher schlechten Radwegen mit keinen besonders lohnenden Aussichten, nach Bad Malente.
Schöner Platz, wir zelten direkt an der Schwente. Andere kamen mit dem Boot. Die Nachbarn machen uns Platz zum Kochen und Essen, denn hier gibt es endlich mal wieder Bank und Tisch.
Mittwoch, 06.08., Ruhetag
Waschtag. Die Zeit, die Maschine und Trockner brauchen, gibt Gelegenheit für Gespräche mit Zeltnachbarn.
Dann Radtour nach Plön. Regnerisch, so wird es den ganzen Tag bleiben. Plön ist okay. Ein Schloss, früher für den Herzog, gehört heute Fielmann.
Seitan Dürüm unter einer Markise, um nicht nass zu werden.
Mehrere Radgeschäfte vergeblich nach einem Torx mit Loch gefragt, weil das Hinterrad mit seinen dämlichen Spezialschrauben ein wenig nach hinten müsste. Rahmen und Mantel kommen immer mal wieder in Kontakt. Besonders, wenn Matsch und Sand im Spiel sind. Später werde ich an einem wärmeren Tag merken, dass Temperatur und Ausdehnung des Reifens das Problem verstärkt und komme auf die einfache Idee, einfache ein wenig Luft abzulassen. Rollt immer noch gut und Problem ist für zuhause vertagt.
J. hat ein wenig Bauchgrummeln. Ich gehe auf der Rückfahrt allein zum Rewe und als gutes Zeichen wird alles aufgegessen.
Donnerstag, 07.08., Bad Malente – Hodorf, 105 km
Einen Campingplatz aus der Planung gestrichen, da wir schnell wieder ans Meer wollen. Wir stehen früh auf und starten durchs Land zwischen Ost- und Nordsee. Genussvoller Stopp beim Bäcker neben einer Lidl-Filiale. Eigene Landjäger mit gekauften Brötchen, einem geteilten Berliner und natürlich auch Kaffee.
Das Testsieger-Hundefutter beim Lidl geholt, damit Lewis vielleicht wieder mehr Appetit bekommt.
Mini-Camping in Hohdorf. Einweisung erfolgt per Telefon, weil der Chef in Hamburg im Hagenbeck ist. Späte Begrüßung per Handschlag und der Frage „Was braucht ihr?“.
Es gibt genug Sitzplätze, einen gefüllten Kühlschrank, viele Steckdosen, einen Wasserkocher und alles, was das Radlerherz begehrt. Alles sehr gut. Sechs bis acht Zelte, ein paar Wohnmobile und sehr gute Stimmung auf dem kleinen Platz.
Freitag, 08.08., Hodorf – Cuxhaven Döse, 81 km
Es geht mit der FRS-Fähre über die Elbe. Fähre macht Spaß und ist immer eine Abwechslung auf der Fahrt. Kaffee in Freiburg / Elbe.
Wir reden zwar regelmäßig über Essen, machen dies aber bis Cuxhaven dann doch nicht. Im Industriegebiet südlich von Cuxhaven riecht es nach paniertem Backfisch, was J. nicht lecker fndet. Aber ich bekomme Hunger. Picknick auf einer Bank nach Einkauf beim Bioladen hilft mir dann wieder aus dem Blutzuckerloch.
Wir sehen Hunderte von Strandkörben und große Frachter.
Dann rein in die Menschenmassen, Cuxhaven-Döse. Kurort und nördlichster Ort Niedersachsens. Es findet gerade eine Strandhandballmeisterschaft mit vielen Jugendlichen statt, es gibt viele Kurgäste und hier scheint ein gastronimisches Zentrum für Frittierfett zu sein. Der Campinggplatz ist wenig ansprechend, denn wir sind mal wieder als kleine Zeltler von großen Wohnmobilen und kompletten Hausständen umzingelt. Aber wir finden netten Kontakt und ein Nachbar lässt uns auf seine Strompauschale laden. Das wird gerade auf großen Plätzen manchmal ein Brimborium drumherum gemacht. Ein durchschnittlicher 500-Wh-Akku kostet inkl. Ladeverluste etwa 20 bis 25 Cent je Vollladung. Und mit so wenig Unterstützung, wie ich dazu schalte, ist meist nur ein halber Akku leer. Aber ich fahre gerne voll los, denn man weiß ja nie, was einem am nächsten Tag erwartet.
Heute gehen wir essen, will auch Frittierfett. Die veganen Burger sind ganz okay, mehr leider nicht.
Dann noch Spaziergang auf der Deichkrone zum Platz zurück. An den Strand darf man mit dem Hund leider nicht.
Samstag, 09.08., Cuxhaven Döse – Fedderwardersiel, 68 km
Gleich nach der Abfahrt Geld holen und Kaffee trinken bei einer Bäckerei nach nur einem Kilometer Fahrt. Ist das neuer Rekord?
Später Pause auf dem Deich. J. weint vor Glück. Deichgrün und zwei Sorten Blau in Meer und Himmel. Alles schön aufgeräumt, das macht was mit ihr.
Heute Sonnenbrand statt frieren, eine gute Abwechslung. Den beständigen Gegenwind nehmen wir kommentarlos.
Bremerhaven begrüßt uns mit sehr viel Hafengebiet. Die interessanten Gebäude sehen wir erst beim Verlassen mit der Weserfähre.
Der Campingplatz ist voll. Der Chef findet, nicht mit Wohlwollen seiner Frau, noch ein Plätzchen für uns und toppt das noch mit einem Stromkabel. Heute hat unser Zelt eine Innensteckdose.
J. versucht im Meer zu schwimmen. Nach kurzer Zeit kommt sie trocken wieder, weil Ebbe ist und ein Schlammbad nicht ihrer Vorstellung entsprach.
Sonntag, 10.08., Fedderwardersiel – Hooksiel, 89 km
Wir radeln einmal rund um die Jadebucht. Wir trinken Kaffee mit Sicht aufs Watt und Wilhelmshaven gegenüber. Wir fahren viel hinter dem Deich und immer wenn es passt bzw. erlaubt ist auch davor mit Blick aufs Meer.
Nach Versuch mit einem Biergarten, wo es nichts ohne Tier gibt und aus dem Innenraum nach Zigaretten stinkt, essen wir Pommes mit Jever am Strand in Dangast.
Wir sehen die letzten und deswegen sehr müden Teilnehmer eines Triathlons in Wilhelmshaven. Wir machen eine kurze Tour durch die Stadt. Ein 91-jähriger sagt, dass er jetzt mit uns reden muss, da wir so freundlich gelächelt hatten.
Dann die letzten Kilometer nach Hocksiel.
Der Campingplatz hat einen Automaten-Check-In, niemand ist zu sehen. Der Platz ist kahl, die Sanitärräume waren aber modern, wir hatten eine schöne Aussicht und einen eigenen Strandkorb. Nachts wird es kalt, nur elf Grad. Hund im Schlafsack verhindert, dass ab dem kalten Morgen das Zelt vibriert.