Monatsrückblick Oktober 2025

Dieses Bild ist eine Collage aus sechs Polaroid-ähnlichen Fotos. Oben links sieht man ein großes rostiges Kunstwerk vor der historischen Fassade des Hamburger Rathauses. In der Mitte oben ist die weitläufige Bahnhofshalle des Stockholmer Hauptbahnhofs mit großer Glasdecke und einer Skulptur zu sehen. Rechts oben schaut ein Hundekopf zwischen übereinandergeschlagenen Beinen in Jeans hervor. Unten links ein altes Kinokartenhäuschen aus Holz mit Personen davor, im Vordergrund Süßigkeiten. In der Mitte unten schaut ein brauner Hund zwischen den Klapptischen in einem Zug hervor. Rechts unten sind vier Nahaufnahmen eines handgeschnitzten Holzlöffels auf rotem Hintergrund zu sehen.

Ein wenig geschummelt, da es mit dem letzten Teil des Septembers beginnt. Ich wollte den Urlaub am Stück schreiben.

Sintflutartiger Regen nach Unwetterwarnung. Zu Fuß zum Bahnhof. Pünktlich nach Hamburg. Die Plastiksitze im ICE sind nicht geeignet, dass Jeans und das Darunter bis Hamburg vollkommen trocknen. Gepäck ins Schließfach. Laufen bei strahlender Sonne in die Neustadt zur Buchbinderei Zwang B (ich könnte in der Werkstatt wohnen), dann Café Erste Liebe und zu barefootfriends, Gepäck abholen und zum Hotel. Abends nochmal zum Essen und für mich nicht so typisch, Absacker an der Hotelbar. Die Übernachtung soll übrigens den Stress aus der langen Reise nehmen. Bis hierher klappt es.

Nach Frühstück und Proviantierung dann im Bahnhof die schlechte Botschaft, dass unser Zug nach Kopenhagen ausfällt. J. spurtet vor der Welle zum Umbuchen, da man in Schweden Reservierungen braucht. Zwei Stunden warten wir auf den nächsten Zug. Dann Anzeige in Kopenhagen, dass der Zugverkehr nach Schweden eingestellt wurde. Was für ein Pech. Trotz angedrohtem Busersatzverkehr ab Københavns Lufthavn fährt der Zug aber doch bis Malmö durch. Dort erwischen wir noch „unseren“ X2000 nach Stockholm. Zwei Stunden später als geplant, hundemüde, aber froh über Ankommen und Wiedersehen.
Ich habe mir danach viele Gedanken über den Volkszorn gegenüber der Bahn gemacht. Wie bei vielen Themen ist bei Schwierigkeiten plötzlich jeder Spezialist und scheut sich nicht davor, Gründe und Lösungen oft zu laut zu Gehör zu bringen. Oder noch schlimmer, an unschuldigem Personal auszulassen. Den Ärger an sich kann ich ja gut verstehen. Aber so wie die Strecke in diesem Fall durch äussere Einflüsse blockiert war, stand ich auch schon 4 Stunden auf einem Stück Autobahn in Hessen auf der Stelle, weil ein besoffener Fahrer einen Gefahrgut-LKW umgekippt hatte. Bei so etwas wird still gelitten. Bahnprobleme werden live, persönlich und im Internet, breit getreten. Warum diese Unterschiede?
Ja, die Bahn hat Probleme. Aber zwei Stunden später auf mehr als 1.500 Kilometer ist auch mit dem Auto normal geworden. Und jedes Volk bekommt die Bahn, die es verdient. Wenn die gewählten Politiker lieber Autos fördern, wird bei der Bahn weiterhin gespart werden müssen.

Wie angenehm es ist, bei L. in Stockholm zu sein. Freundlichkeit, Vertrautheit, schöne und interessante Gegend, schöne Wohnung. Hier könnten wir bleiben, aber sie will nicht raus. 😉
Die Tage vergehen schnell: L. leitet an einem Tag Orientering an, wir wandern und picknicken in einem Nationalpark, besuchen den Skogskyrkogården (riesiger, schöner Friedhof mit Buslinie und Café, beides auf dem Gelände), essen gut in Södermalm und laufen durch die Innenstadt. Ich kaufe mir die Schnitzmesser, die L. auch hat. Mal gespannt, ob bei mir auch etwas benutzbares entsteht.

Letztes Frühstück in Stockholm und „Seitenwechsel“ nach Göteborg zu meinen Schwiegereltern. Der X2000 fährt pünktlich. Da man Platzreservierung benötigt, wird auch diesmal unauffällig kontrolliert. Gutes Konzept. Auch der Speisewagen wäre wert, kopiert zu werden. Nicht ganz so fancy, aber durch nur einen Mitarbeiter am Laufen zu halten.
An die dadaistischen Gespräche in J.’s Elternhaus kann ich mich nur schwer gewöhnen. Schlecht hören, okay. Aber erst gar nicht zuhören, Fragen stellen, aber die Antwort nicht abwarten, und wenn das Gespräch schräg wird, witzig sein wollen. Eigene gute Laune hilft.

Am Geburtstag von J. machen wir einen Ausflug zu Jonsereds Trädgårdar. Es gibt dort Kaffee und etwas zum Essen. Das macht ja jeden Ausflug, auch für die üblichen Nach-Draussen-Verweigerer, gut.
Die restlichen Tage des Urlaubs vergehen mit bedeutend weniger geleisteter Hilfe als wir anbieten und uns wünschen. Man muss Hilfe halt auch annehmen. Immerhin schneiden wir die Apfelbäume, ich schleife das Badfenster ab, ein wenig Beistand bei Computer und Banking. Leider ist die Zeit hier geprägt von „Immer wartend, auf Abruf, was nun jemand wollen könnte.“ und in einem fremden Tagesablauf lebend. Was Kraft kostet und ohne das Gefühl zu erzeugen, Grundsätzliches in den Griff zu bekommen.
Erwähnenswert ist noch das Hundekino am ersten Sonntag im Monat. Wir nutzen die Gelegenheit und sehen einen mehrgenerationentauglichen Film im Kino mit ca. 50 Menschen und ein paar weniger Hunden. Klappt erstaunlich gut. Im Vorraum gibt es kostenlose Proben Hundefutter. Gekläffe vorm Kino, aber später ruhig im Kinosaal. Alle Hunde, die größenmäßig auf die Kinositze passen, dürfen auf dafür bereitgestellte Decken auf den Sitzen liegen. Würde ich hier auch nutzen, wenn es das Angebot gäbe.

An den restlichen Tagen in Göteborg regnet es öfter und auch die Tage plätschern passend so vor sich hin. Abschied (wird immer schwerer?) und Rückfahrt mit der Kielfähre (pünktlich) und der Bahn (+25 Minuten bei Ankunft).

Der Alltag hat uns wieder, wir strotzen nicht gerade vor Elan und die Tage plätschern nun auch hier vor sich hin. Aber sehr froh, wieder zuhause zu sein. Nachdem wir bei L. den Küchentisch vorm sonnigen Fenster so gut fanden, richten wir uns hier mit dem Drehen eines Tisches und Ortsveränderung einer Bank auch vorm Fenster ein. Freundlicheres Frühstück. Ich bekomme noch Pluspunkte, weil ich eine Lichterkette auf die Fensterbank lege, um nicht so sonnige Tage auszugleichen.
Ein Hörgeräteanbieter schickt mir Post. Die wissen also durch Datenkauf, wie alt ich bin. Aber nicht, dass ich noch gut höre.
Schön ist, dass E. zu Besuch kommt, wir zusammen essen und lachen, ich den Drucker meines Vaters beim zweiten Besuch doch zum Drucken ertüchtige, ich aus dem Stück Brennholz aus Stockholm einen brauchbaren Löffel fertig schnitze, mein Achilles nach 7 Monaten Schonung endlich leichte Läufe zulässt, Parkrun an den Samstagen den Grund liefert aufzustehen und Spaß zu haben, ich die nächsten Wochen wieder bei Coffeeneuring mitmache.

In diesem Monat gelernt:
– „I walk the talk.“ = Meinen Worten folgen Taten.
– WOMBAT = Waste Of Money, Brains And Time (kann ich bei der Arbeit gebrauchen)
– Slop = KI-generierter Mist, der das Netz flutet und unbrauchbar macht



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