1988: Grüße aus Moskau

Klappkarte in Blautönen mit russischer Überschrift „Радиостанция „Мир и прогресс““, vorne eine stilisierte Erde, die von zwei Händen gehalten wird, umgeben von einem Atom- bzw. Orbital-Symbol, rechts daneben die Rückseite mit kleinem Logo „Мир и прогресс“ und viel freier Fläche.

„Was habt ihr eigentlich vorm Internet gemacht?“

Ich hatte ein Kurzwellenradio (ein Sony ICF-SW7600, vermutlich, weil teuer, ein Geschenk meiner Eltern) und mir dazu ein Buch über Radiosender auf Kurzwelle gekauft. Darin enthalten waren nicht nur die Frequenzen von Radiosendern aus der ganzen Welt, sondern auch die Wochentage und Zeiten von Sendungen auf Deutsch, die Postadresse des Senders und ob sie Hörerberichte mit QSL-Karten (siehe Wikipedia) beantworten. Da das alles natürlich einem gewissen Wandel unterlag, gab es das Buch jährlich neu zu kaufen. Ich hatte nur das eine Exemplar und trotzdem damit lange genug Spaß.

Also saß ich öfter in meinem Zimmer, die normale Antenne des Radios noch mit einer quer und wild durchs Zimmer gespannten Wurfantenne verbessert, hörte teilweise inhaltlich seltsame Radiosendungen aus weiter Ferne mit manchmal miesem Empfang (Wikipedia: Funkwetter) und machte mir Notizen. Denn die Radiostationen waren damals auf die Zusendung von Hörerberichten angewiesen, um ihre Empfangsqualität zu beurteilen. Und dazu wollten sie nicht nur die Qualität nach einem gewissen Muster erfahren, sondern auch Details zur Sendung. So sollte verhindert werden, dass Sammelwütige gar nicht zuhörten, aber die QSL-Karten anforderten.

Besagtes Radio hat inzwischen den Geist aufgegeben. Das scheint ein bekanntes Problem bei dem Modell zu sein und der Weg zum Elektroschrott steht bevor. In Zeiten, in denen man die ganze Welt streamen kann, macht Reparatur für mich keinen Sinn.

Meine QSL-Kartensammlung ist bis auf die hier gezeigten Ausnahmen schon entsorgt. Den handgetippten Brief von Radio Moskau (gibt es nicht mehr, „Duskussion“ ist nicht mehr möglich) und die beiden Karten vom Radio Frieden und Fortschritt (Sendebetrieb im Mai 1991 eingestellt) hebe ich mir auf jeden Fall weiterhin auf. Dinge aus einer anderen Zeit.

Maschinengeschriebener Briefkopf „Радио Москва / Radio Moscow“ mit CCCP-Emblem, datiert „Moskau, den 10.5.88“, deutschsprachiger Text, der sich für einen Empfangsbericht bedankt, zu einer Hörer-Diskussion einlädt und mit „RADIO MOSKAU, Redaktion der Sendungen in deutscher Sprache“ sowie einer handschriftlichen Unterschrift schließt.
Rote QSL-Karte mit weißem Globus-Symbol rechts, darüber das rote Wort „PEACE“ diagonal, links oben ein weißes Emblem mit roter Rakete und kyrillischer Aufschrift „Мир и прогресс“ (Frieden und Fortschritt).
Schwarz-weiße QSL-Bestätigungskarte an „Herrn Steffen Michel“ mit Datum 13.04.1988, Uhrzeit 19.30 UTC und Frequenz „41 mb“, darunter der Text, dass der Empfangsbericht mit den Senderunterlagen übereinstimmt und Grüße von „Radio Station Peace and Progress, the Voice of Soviet Public Opinion“.

Wer sich über die Geschichte des Kurzwellenrundfunks informieren will, auch hier hilt Wikipedia.
Interessant, dass die Bedeutung und Entwicklung von Propaganda, über Kalter Krieg zur Bedeutungslosigkeit geht, nun jedoch seit Beginn des Russland-Ukraine-Kriegs eine Reaktivierung für diese Regionen erfolgte. Radiowellen kann man halt nicht abschalten.

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