Was mache ich, um den ab und zu in der Familie laut werdenden Vorwurf Kamerasammler zu sein, zu entkräften? In einer Zeit, in der Filme wegen Lieferkettenschwierigkeiten Mangelware geworden sind?
Ja, genau. Ebay Kleinanzeigen geöffnet, um eigentlich dort auch noch nach Kleinbildfilmen zu schauen. Dann nahm das irgendwie seinen Lauf. Ein netter Anbieter aus Heidelberg, der mir die Kamera sogar mit dem Zug bis Mannheim gebracht hat. Was will man dagegen sagen.
Seit einiger Zeit benutze ich wieder meine alten Filmkameras, obwohl an guten Digitalkameras nicht direkt ein Mangel herrscht. Nachdem ich endlich ein gutes Filmlabor gefunden habe, wo man einfach entwickeln und scannen lassen kann, macht slow photography und Warten aufs Ergebnis mir zur Zeit mehr Spaß als das digitale Vielknipsen, viel löschen und den Rest vergessen.
Und analoges Fotografieren liegt im Trend. Instagram und deren geheime Formeln hatten einen Hormonschub, um mich in einer Bubble zu verorten, nachdem ich nach alten Kameras gesucht und nun auch erste Fotos mit #filmisnotdead usw. in meinem Account gekennzeichnet habe.
Die Konica C35 AF2 aus dem Jahr 1980 ist die geringfügige Weiterentwicklung der Konica C35 und das war die erste Autofokus-Kamera der Welt. Die Bedienungsanleitung fand sich im Netz, Zitat: „Die durch die beiden Meßfenster erfassten Meßbilder werden im Kontrast von einem Computer verglichen. Sobald sich die Kontrastbilder decken, ist die Entfernung gemessen und das Objektiv scharfgestellt.“
Dieser „Computer“ und die ganze Kamera begnügt sich mit zwei normalen Mignonbatterien. Das Spezialbatterieproblem, mit denen mich andere alte Kameras nerven, entsteht hier nicht.
Man sollte nur aufpassen, dass sich nicht in der Mitte des gewünschten Fotos, im Messfeld, etwas kontrastloses befindet. Dann wird wohl auf unendlich eingestellt, was bei guten Lichtverhältnissen trotzdem das Meiste im Vordergund scharf werden lässt. Statt hunderte Messfelder, die sich per AI das Motiv suchen, muss man hier das Foto dem mittigen Messfeld anpassen.
Man muss halt grundsätzlich mehr aufpassen und die Begrenzungen beachten, was für mich ja gerade den nostalgischen Reiz darstellt.
Genug über Technik. Wenn das interessieren sollte, findet man alles im Internet.
In der dritten Drogerie, nachdem sich Saturn mit so Kinkerlitzchen scheinbar nicht mehr zu beschäftigen scheint und die Internethändler leer gekauft waren, habe ich den vorletzten Farbfilm ergattert. Film vollgeknipst, gute Ergebnisse. Nur zwei Fotos nicht ganz scharf, da habe ich wohl das mit dem Kontrast nicht ernst genug genommen. Alle Fotos richtig belichtet, auch mit Blitz. Bin sehr zufrieden.
Nach dem Testfilm habe ich noch die Lichtdichtungen ausgetauscht. Die hielten zwar das Licht draußen, waren aber auf dem Weg zu schmierig und bröckelig, was bei alten Kameras die Regel ist.
Die kleine, leichte Kamera wird mich im nächsten Urlaub mit S/W-Film begleiten.