Samstag, 29.06., Ludwigshafen – Darmstadt
65 km, 3:29 Std., 186 Höhenmeter
Gewitterwarnung, Starkregen und Großhagel sind angekündigt. Statt Terrassencampingplatz im Odenwald mit recht konkreten Katastrophenbildern im Kopf, kurzfristig Hotel in Darmstadt gebucht.
32 Grad bei der Fahrt. Irre warm, alles klebt.
In Worms gibt es eine Totalsperrung auf unserer Route. Die eingerichtete Umleitung ist für Radfahrer verboten. Alternativen sind nicht erkennbar. „Löse das, doofer Radfahrer. Oder kauf Dir ein Auto.“
Beim Suchen nach Verpflegungsmöglichkeiten in Darmstadt das Restaurant Tibits entdeckt. Einziges Tibits außerhalb der Schweiz. Wir waren mal in Basel gut essen und ich kann kaum glauben, dass das bei der Alnatura Verwaltung als Kantine eingerichtete Restaurant heute für normales Publikum offen hat. Nur 1,4 Kilometer heißer Fußweg vom Hotel entfernt. Sehr nett, Hund darf mit rein, lecker und genau das, was wir brauchen.
Man weiß es ja vorher nicht. Das nächtliche Gewitter zeigt sich eher normal und nicht als Katastrophenwetter. Positiv gesehen haben wir gut gegessen, hatten Klimaanlage, eine gute Dusche…
Sonntag, 30.06., Darmstadt – Hanau
63 Kilometer, 3:48 Std., 283 Höhenmeter.
Beim Hotelfrühstück erzählt ein Amerikaner, dass die Amis alle doof sind. Speziell sein Nachbar, der zwei Fahrräder wegwerfen wollte, nur weil die Reifen platt waren. „Zu viel Geld, zu wenig Gehirn.“ „Wir haben alles mögliche von denen.“ Ein Chinese berichtet von Mülltrennung zuhause. Der Ami sagt: „Da seid Ihr ja schon viel weiter.“
Viel Regen, manchmal stark. Ein tolles, kurzes Zwischenstück Radfernweg auf der Route. Dann aber umgestürzte Bäume, Matsch, Mücken, Schwierigkeiten, der Route zu folgen. Umwege. Handy wegen Regen weggepackt. Navigation als Gedächtnistraining. Launekiller.
Campingplatz Bärensee in Hanau. Plaudertasche an der Rezeption. „Ich bin städtischer Angestellter und alles muss seine Ordnung haben.“ Bucht Abreise am Tag der Anreise, wegen Fehlermeldung alles nochmal von vorne eingeben. Gibt uns den einzigen Platz ohne Stromanschluss. Gut, dass wir über die fünf Euro für das bisschen Strom so lange geredet haben. Am Nachbarplatz hat jemand den Stromanschluss nicht durch zudrücken des Schlosses vor Zugriff bewahrt. Laden der Räder ging also, ohne nochmal reden zu müssen.
Zeltaufbau, Kochen und Essen gehen trocken über die Bühne. Lewis und wir sind nicht undankbar über etwas mehr Zeit im Zelt. Heute waren es nur noch etwas mehr als 20 Grad Celsius. Nachts und morgen früh wird es regnen. Dann morgen wahrscheinlich keine Hitze mehr.
Fluglärm und Autolärm. Gut, dass wir mit Gehörschutz reisen und schlafen dadurch einfacher wird.
Montag, 01.07., Hanau – Hutten-Heiligenborn
73 Kilometer, 4 Stunden 26, 560 Höhenmeter.
Regen. 10:25 Uhr hört es auf, 10.45 Uhr haben wir alles gepackt und sind reisefertig. Es wird ausreichend warm und bleibt trocken. Kinzigtal, leider viel Autobahn und ab und zu an der ICE Rennstrecke entlang. Wieder mehrere umgestürzte dicke Bäume auf dem Radweg. Tagsüber asiatisches Essen auf einer Parkbank mit Blick auf Basketballjünglinge.
Starker Anstieg aus dem Tal zum Campingplatz, wegen Umleitung umständlich. Die Schilder sind zumindest für Radler schwer zu deuten. Campingplatz Hutten, total nett. 81-jähriger Witwer, der den Laden mit einer 60-Stunden-Woche alleine schmeißt.
Vorm Abendessen gemerkt, dass der Hinterreifen bei meinem Rad platt ist. Loch nach Aufpumpen gehört, Felge kann also im Rad bleiben, geflickt. Wieder platt, aber viel langsamer. J. hört ein zweites, winziges Loch, 15 cm neben dem ersten Loch. Ich hätte ausbauen und Wasser zu Hilfe nehmen müssen. Auch dieses Loch geflickt, hält. Scheißgefühl, wenn das Packeselrad platt ist.
Unglück, gleich zwei Löcher zu bekommen. Das Durchdrehen des Hinterrads auf der Schotterstraße beim starken Anstieg zum Camping war wohl Schuld. Glück dagegen, dass das nicht auf der Strecke sondern am Tagesziel passiert, damit man es nach dem Abendessen in Ruhe zweimal reparieren kann.
Dienstag, 02.07., Hutten-Heiligenborn – Bad Hersfeld
83 Kilometer, 4:18 Std, 377 Höhenmeter.
Am Anfang fast zehn Kilometer bergab. Pause in Fulda, Biergarten mit veganem Tagesgericht und Radler dazu. Am Ende der Pause frieren wir leider. Wenn man rund um die Uhr draußen ist, wären 3 Grad mehr sehr angenehm.
Längs der Fulda bis Bad Hersfeld. Zum Teil auf alten Bahntrassen und schönen Radwegen. War ein wenig weit, vielleicht weil es so kühl war. Aber die Kilometer liefen gut. Hinterrad immer noch dicht!
Camping beim Kanu Club. Ein Vereinsheim, sanitäre Anlagen, Küche, Terrasse mit Dach. Alles für uns alleine. Viel Vertrauen für Leute, die man nicht kennt. Zelt unterm Vordach aufgebaut, damit es innen trocken bleibt und dann in den Regen auf den Rasen gestellt.
Einziges Manko, mal wieder eine Autobahn in Sicht- und Hörweite. Nur Zelten auf dem Mittelstreifen der Autobahn wäre noch eine Stufe lauter. Noch eine Ohrenstöpselnacht. Es schüttet bis tief in die Nacht.
Mittwoch, 03.07., Bad Hersfeld – Meinhard
61 Kilometer, 3:12 Std, 323 Höhenmeter.
Wetter hält sich gerade so überwiegend trocken. Auf der Fahrt immer mal wieder Regen. Leider ein wenig zu kühl, was uns mehr beeinflusst als Regen.
Die auf dem Weg erstandenen Picknicksalate und Brötchen werden im Schutz einer Bushaltestelle in einem Dorf gegessen. J.s Laune ist durch Regen nicht kaputt zu kriegen, sofern es etwas zu essen gibt. Satt und etwas trockener geht es weiter.
Campingplatz Werra-Meissner. Schäferwagen mit Strom und Wasserkocher auf der Zeltwiese. Löblich. Abendessen drinnen, weil nasse Wiese usw. gespart.
Es reicht noch für eine Hunderunde um einen See. Dazu waren wir ja bislang eher durch nass oder zu heiß nicht in der Lage gewesen.
Diesmal eine angenehme Nacht mit Vogelgezwitscher statt Autolärm.
Donnerstag, 04.07., Meinhard – Northeim
89 Kilometer, 4:53 Std, 545 Höhenmeter.
Frühstück im Hirtenwagen, danach halbwegs trockener Abbau. J. fällt auf erdigem Weg mit dem Rad, weil Vorderrad im Matsch wegrutscht. Nicht schnell, jedoch kippt das Rad um und nach dem Aufrichten sitzt Hund Lewis verdutzt auf dem Weg. Sah witzig aus und hat ihn wohl nicht sonderlich irritiert, springt wieder in seine „Kutsche“.
Kaffeepause in Bad Soden-Allendorf. Nach Starkregen fahren wir weiter, obwohl es weiterhin regnet. Warten macht kalt. Nach zwei Stunden im kalten Regen erreichen wir Göttingen. Espresso House, „Falkenberg-Vibes“, denn da sind wir auch schon einmal zum Trocknen und Kräfte sammeln bei Espresso House eingekehrt. Kaffee, Sandwich, Tee, Kuchen. Das ganze Programm bis die Sonne kommt.
Essen kaufen und sonnig die letzten 20 Kilometer bis zum Campingplatz Sultner Berg. Sonniger Abend, jedoch wieder eine Autobahn in Hörweite. Der Wind trägt den Schall zum Glück nur halblaut genau hierher.
Freitag, 05.07., Northeim – Bad Harzburg
72 Kilometer, 4:28 Std, 721 Höhenmeter.
Direkt nach der Abfahrt vom Campingplatz ist eine Unterführung wegen Bauarbeiten gesperrt. Schilder gab es natürlich nur auf der Talseite für die Autofahrer. Wieder ein Stück den Berg hoch und erster Umweg des Tages. Vielleicht haben wir solche Überraschungen für heute hinter uns?
Kaffee in Seesen. Porridge mit Kürbiskernen, weil einzig veganes Angebot im Bäckereicafé.
Radler mit Gosebier bei Pause in Goslar. Hatte ich mal in Leipzig getrunken, aber natürlich keinen Schimmer, dass das Bier nach dem Wasser aus dem Harzflüsschen Gose benannt wurde.
Im Sanitärladen in Goslar zwei Gummistopfen gekauft, da am Ständer des Loads auf der Fahrt ein Plastikfuß verloren ging und nun Metall beim Parken knarzt. Die Idee, ein Teil für eine Gehhilfe am Rad zu benutzen, war für mich naheliegend, da diese Teile an meinem Rad von Anfang an verbaut sind. Die Mitarbeiter des Sanitärladens waren aber darüber erstaunt / belustigt.
Heute immer noch zu kühl und erstaunlich viele Höhenmeter, mehr als die letzten Tage. Erschöpfte Ankunft in Bad Harzburg. Alle freuen sich auf den Ruhetag bzw. würde es auch den Hund freuen, wenn er es wüsste.
Samstag, 06.07., Ruhetag in Bad Harzburg
Zu Fuß unterwegs. Vom Campingplatz kann man über schöne Wiesen überwiegend autofrei in die Stadt laufen. Zufällig auf der Terrasse vom Café Flora gelandet, wo es viel veganes für uns gibt. Stand groß auf einer Tafel, aber manchmal sieht man vor lauter gucken nichts. „Chefin ist vegan.“ Leckere Pause.
Kurgäste, Park und Häuser anschauen und flanieren. Mit Rückweg waren es 9 km. Sonniger Nachmittag am Platz. Ein Zelt weiter schauen Vater und Sohn, auch mit Rädern und Zelt unterwegs, Fußball. Das schlechte Ergebnis für Deutschland nehmen sie mit einem Lächeln. Regen nach dem Abendessen.