COPLANT, 2. Akt, und Alltag drumrum

Mehrere kleine, handschriftlich beschriebene Notizzettel liegen leicht überlappend auf einer dunklen Oberfläche. Die Zettel enthalten unleserliche oder schwer entzifferbare Rezeptnotizen, Mengenangaben und Zutatenlisten in deutscher und schwedischer Sprache. Die handschriftlichen Einträge wirken spontan und ungeordnet, einige Wörter und Zahlen sind umkringelt oder durchgestrichen, und es finden sich gelegentlich kleine Skizzen und Markierungen in verschiedenen Farben.

Achilles war nach dem langsamen Parkrun im Gehen am Samstag okay. Bis wir am Sonntag etwas zu spät und deswegen zu eilig zur S-Bahn nach Heidelberg gestresst sind. Zwei bis drei Tage „Belohnung“. Was für ein langwieriger Mist.

Trotzdem und auch trotz des Wolkenbruchs auf dem Weg zum Bahnhof hat sich das Ziel, das Festival „Vegan für alle“, geschmacklich und durch die nette Gesellschaft von E. und T. gelohnt. Mit der Form einiger Produkte hatte ich jedoch Probleme. Ich sollte mir merken, dass man keine mit Soßen und allerlei anderen Sachen gefüllten Sandwiches auf der Hand im Stehen essen kann, ohne sich und die Umgebung zu verkleckern. Bin mir nicht sicher, wann ich das letzte Mal auf einer öffentlichen Toilette nicht nur Hände sondern auch mein Gesicht gewaschen habe. Nur der Hund fand es gut, dass Essen, vor allem Soße, beständig herabregnete.

Zweite Woche der COPLANT-Studie: Wenn man wenig Fertigsachen isst, muss man sehr viel Kleinteiliges abwiegen und buchen und kann wenig Produkte einfach scannen und erwärmen. Trotzdem haben wir den Dreh rausgefunden. Erst alles mit Grammangabe auf Papier kritzeln, kochen, in Ruhe, nochmal die Portion abgewogen, essen. Dann erst in der App aufnehmen. Zwei Tage Zeitvertreib.
Drei Tage lang sollten wir aufschreiben, wie viel von welchen Lebensmitteln wir wegwerfen. Eine Aufgabe, die uns belustigte, den wir essen alles auf. Nicht immer gleich, aber rechtzeitig, bevor es verdirbt.
24 Stunden Urin sammeln. Auch interessant, weil man normalerweise keine Ahnung hat, wie viel über einen Tag zusammenkommt. Essen protokollieren, Ausscheidungen in Kanistern und Dosen sammeln. Warum wollten wir hier freiwillig mitmachen?
Nüchtern nochmal mit S-Bahn und Brompton zur Untersuchung nach Heidelberg. Alles abgeben, Fragebögen ausfüllen, Körperscan, Knochendichtemessung, Blutabnahme. Bei J. hat alles geklappt. Ich kam als zweites dran. Bei mir konnte die Ärztin die Adern nicht treffen. Linker Arm, rechter Arm, linke Hand (hier ist die Sache schmerzhaft). Normalerweise bricht man nach drei Stellen ab, sagte sie. Ich habe gutgelaunt noch meine rechte Hand angeboten. Vielleicht lag es am nüchtern sein, evtl. war der vierte, ebenso schmerzhafte Piks zu viel. Mein Körper entschied wenig brilliant, dass man ohne Blutdruck der Sache einfach entfliehen kann. War mal kurz weg. Der vierte Piks war zwar erfolgreich, aber die Ärztin hatte die Nadel zur Sicherheit schnell herausgezogen. Schade für das Ergebnis, aber nicht zu ändern und daran wird die Studie nicht scheitern.
Der Rest vom Tag war ein wenig „gedämpft“. Trotzdem „Essen auf Rädern“ nach Oppau für Abendessen mit C. gebracht. Da wir das natürlich mit Fahrrädern erledigten, ist die Bezeichnung sehr passend. Ein Catering mit diesem Namen und Fahrrädern wäre witzig, aber Kundenkontakt würde mir diese Freude sicherlich nehmen.

Wir entwickeln notgedrungen Hitzestrategien. Am Feiertag direkt ohne Frühstück mit dem Hund eine große Runde gedreht. Zweiter Vormittag nüchtern, aber voll da, fällt mir gerade auf. Frühstück zur Mittagszeit. Hund am Rest vom Tag „off“. Weil weit gelaufen und weil dann zu warm. Alle bleiben bis abends im Schatten und bewegen sich bedächtig.

Picknick am Rhein. J. regt sich auf, dass Erwachsene im Rhein schwimmen. Das Verbot, welches sie anführt, gibt es aber nach Internetrecherche nur in Mannheim. In Ludwigshafen rät man davon ab, aber man darf wohl. Ein Fluss, genau gegenüber zwei Regelungen. Weil immer alle über Ludwigshafen schimpfen: Bei uns darf man sich legal von einem Schiff überfahren lassen. Mannheim, pff…
Warum müssen eigentlich alle Sportboote und Jetskis immer Vollgas fahren? Zugegeben, wenn alle Fahnen mit „Ich bin der Geilste!“ an Bord hätten, wäre das auch peinlich.

Viele Besprechungen am Brückenfreitag. Keine bringt Handlungssicherheit ins sehr Verworrene. Die Erfahrung sagt, dass irgendwann notgedrungen ein einfaches Handeln einsetzt, um die Termine zu halten. Das Gegacker und das Taktieren bis dahin sind aber leider anstrengend.

Hätte auch nicht gedacht, dass mich mal eine Bundestagspräsidentin so aufregen und zur erstmaligen Nutzung einer Regenbogenflagge anstacheln würde. Grüße an alle Engstirnigen gehen raus:

🏳️‍🌈 🏳️‍🌈 🏳️‍🌈 🏳️‍🌈 🏳️‍🌈 🏳️‍🌈 🏳️‍🌈 🏳️‍🌈 🏳️‍🌈

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert