2024

Eine Collage aus 54 Fotos aus meinem Jahr 2024. Viel Familienfotos, oft vom Parkrun und anderen Läufen, vom Urlaub und ein wenig von DIY-Projekten.

Ja, ein wenig spät für einen Jahresrückblick. Aber was in der Welt vorgeht, ist überwältigend und macht sprachlos. Im Privaten ist alles wirklich ausreichend gut, aber die Kraft für eine Textvariante fehlte dann doch. Und wer liest sich denn gerne lange fremde Leben durch, ich selbst nicht.

So wurde es eine Collage aus 54 ausgewählten Fotos, entstanden beim Durchsehen der Monatsordner meiner Bilder. Hat Spaß gemacht und hatte ein paar „Aha“ zur Folge.

Wir waren wohl dreimal in Schweden, ein paar Tage in Hamburg und auch mal im Schwarzwald, haben mehrmals demonstriert und uns wieder etwas mehr für Kunst (Grafik und Konzerte) begeistert. Ich war beruflich außerhalb meines normalen Arbeitsplatzes u.a. in Hannover, Duisburg und Frankfurt unterwegs. Ich war bei Fotowalks von Lu.lebt, der Führung durchs Müllheizkraftwerk und fotografiere allgemein wieder mehr. Die mehrwöchige Radtour von Ludwigshafen fast nach Hamburg und zurück, verkürzt gesagt, die Elbe hoch und die Weser zurück, wird hier nur durch ein Foto repräsentiert. Und wenn ich nicht auf dem Rad schwitze, bin ich scheinbar öfter mal beim Laufen. Der Tuesday Run Club Mannheim und Parkrun in Neckarau (oder anderswo, wenn es passt) sind mir wichtig geworden. Außer meinem linken Fuß tut mir der Sport und der Smalltalk sehr gut. Mit der engeren Familie und Freunden läuft es auch angenehm gut. Ich habe grinsend gesagt bekommen „Bist Du jetzt sozial geworden?“ War nie nicht sozial, muss jedoch eingestehen, dass es ein wenig stimmt.

Also „weiter so!“ Und ich sage mir selbst „nicht unterkriegen lassen!“

Olympus PEN EES-2

3 quadratische Schwarzweißfotos nebeneinander. Foto links: Der obere Teil eines Schornsteins einer Fähre, mit Geländer und weißem Rauch, der nach rechts wegweht vor einem bewölkten Himmel. Foto Mitte: Eine verschwommene Darstellung von runden Tischen und Klappstühlen, durch Fehlbelichtung zu hell und kontrastlos, durch Kamerabewegung verwischt. Foto rechts: Ein großes, gewölbtes Bahnhofsdach mit einer auffälligen Stahlkonstruktion, die Linien und die Symmetrie der Struktur sind betont.

Dieses Jahr war ich mit einer Olympus PEN EES-2, geladen mit Kodak Tri-X 400, unterwegs. Länger unterwegs, da die Kamera im Halbformat aufnimmt und so die verfügbare Bildanzahl verdoppelt wird. Auf einen 36er Film passen also 72 Bilder. Das Standardformat ist Hochkant. Die Kamera ist klein, für die damalige Zeit leicht und benötigt keine Batterie. Eine Selen-Zelle, ein Vorläufer der Solarzelle, macht aus Licht so viel Strom, dass sich Verschlusszeit und Blende automatisch anpassen können. Nur die Entfernung muss man in vier Bereichen schätzen und einstellen. Die Kamera macht Spaß!

Der Spaß wird ein wenig getrübt, da das Negativ durch die Halbierung des Formats eben über weniger Platz für das Bild verfügt, die Qualität sinkt und dafür die Filmkörnung mehr ins Gewicht fällt. Aber das weiß man ja vorher.
Der Spaß wurde, zum Glück erst am Ende des Films, viel mehr getrübt, da sich aus einem mir noch nicht erkannten Grund die Mechanik zuerst ein wenig verhakte und nun das Objektiv deutlich wackelnd im Gehäuse hängt. Mit einem Film werde ich sie nicht mehr laden. Vielleicht nehme ich sie irgendwann mal auseinander, es gibt meist Anleitungen im Netz, und schaue, ob das Problem lösbar ist. Bis dahin sieht sie auf dem Regal wenigstens noch gut aus.

Der Film ist, besonders angesichts der Probleme bei den letzten Bildern, fast durchgehend richtig belichtet (Verdienst der Kamera) und scharf (mein Verdienst) geworden. Wie das überbelichtete, kontrastlose und verwackelte Foto von Tischen und Stühlen zeigt, haben da Maschine und evtl. Mensch einen Fehler gemacht, aber das Ergebnis ist trotzdem interessant.
Wobei ich zugeben muss, dass die Verkleinerung für die Verwendung im Internet ein Geheimrezept gegen Filmkorn und für Schärfe ist. Abzüge an die Wand hängen ist hier nur etwas für charakterstarke Individualisten. Wenn man es jedoch nur klein genug macht, werden die Originale veredelt und fast alle scharf.

Die Liebe zum Fotografieren mit Film ist keine einfache und heute bin ich skeptisch, was die Zukunft angeht. Aber erstens schlummern noch gescannte Filme auf der Festplatte und zweitens liegt noch ein Film im Kühlschrank. Es geht also noch ein wenig was.

4 quadratische Schwarzweissfotos, die zu einem quadratischen Bild kombiniert sind. Foto oben links: Ein modernes Hochhaus, aufgenommen aus der Froschperspektive, wodurch die Höhe und die klaren Linien der Fassade betont werden. Der Himmel im Hintergrund ist leicht bewölkt. Foto oben rechts: Ein Blick auf eine große, moderne Schrägseilbrücke mit massiven Pylonen und gespannten Seilen vor einem bewölkten Himmel. Foto unten links: Ein kahler, verzweigter Baum vor einem Hintergrund aus weiteren Bäumen und leichtem Himmel, der die Struktur der Äste betont. Foto unten rechts: Ein modernes Gebäude mit wellenförmiger Fassade aus Glas und Metall, das durch seine geschwungene Form und Reflexionen auffällt.
4 quadratische Schwarzweissfotos, die zu einem quadratischen Bild kombiniert sind. Foto oben links: Eine Silhouette eines Menschen steht vor einer großen Glasfront in einem modernen Gebäude. Die Person blickt hinaus auf die Stadtlandschaft. Der glänzende Boden spiegelt die Silhouette wider. Foto oben rechts: Ein stimmungsvolles Bild einer Wand mit runden, wahrscheinlich alten, aber modern aussehenden Lichtquellen, die weiche, kreisförmige Schatten werfen. Neben der Wand ist ein großes Fenster in einen Innenhof sichtbar, durch das Tageslicht einfällt. Foto unten links: Ein großes Fenster mit einer Sprossenaufteilung zeigt den Blick auf die Außenfassade eines anderen Gebäudes. Im Vordergrund steht ein Heizkörper, während ein Dachdetail durch das Fenster sichtbar wird. Foto unten rechts: Eine Gruppe von drei hängenden Lampen mit länglichen, strukturierten Schirmen aus Stoff. Sie beleuchten den dunklen Raum mit einem weichen Licht.

Warum hieß „mein“ Park so seltsam?

Zwei Fotos im Querformat untereinander: Oben eine schwarzweiß Postkarte aus der Zeit des Nationalsozialismus. Sie zeigt Anlagen des Ebertparks, besonders die Fontäne und den Eingangsbereich, dahinter sind die Wohngebäude der Ebertblöcke zu erkennen. Darunter eine aktuell gemachte Aufnahme aus ähnlicher Perspektive. Das Becken des Brunnens ist wegen Winter leer, die Eingangsbebauung besteht nur aus zwei kleinen Häuschen. Bäume verdecken die Ebertblöcke teilweise.

„Mein“ Park ist der Ebertpark in Ludwigshafen, weil er um die Ecke liegt und bei verschiedenen Aktivitäten ein gutes Ziel ist. Beim Sport gerne mittendurch oder mit dem Hund zur Hundewiese und dann halt aussen entlang.

Durch Zufall, na ja, durch Abo eines Hashtags, habe ich bei postcard-from-the-past bei Tumblr eine alte Ansichtskarte vom Ebertpark entdeckt. Interessant fand ich aber weniger das Foto sondern mehr die Beschriftung Hindenburgpark und die Angabe des Straßennamens.

Alle meine Geschichtslehrer würde sich nun freuen, weil mein Interesse geweckt wurde.
Während der Zeit des Nationalsozialismus machte man aus dem 1925 eröffneten Ebertpark also den Hindenburgpark, die Ebertstraße wurde zur Adolf-Hitler-Straße und wie eine ander Postkarte zeigt, nannte man das Wohngebiet nicht mehr Ebert- sondern Hitler-Blöcke. Nach dem Ende des zweiten Weltkriegs änderte man alles wieder zurück.
Ideologie im öffentlichen Raum. Und in meinem Raum.

Wer mehr wissen möchte, wird bei Wikipedia fündig. Viel besser ist aber die Seite des Wilhelm-von-Humboldt-Gymnasiums, die zudem noch mehr Infos, z.B. über die Ebert- und die Westend-Siedlung, enthält.

In nächster Zeit werde ich dann wohl daran denken, dass hier mal in zerbombter Erde Kohlpflanzen für die Not leidende Bevölkerung angepflanzt wurden, bevor die Blumen zurück kamen. Und dass der Architekt der Eberthalle auch nicht fern jedes Zweifels ist. Da sie erst 1965 gebaut wurde, ist klar, dass man damals leider nicht ganz so aufmerksam war, wie man es heute ist.

Was man alles so lernen kann, wenn man eine alte Postkarte entdeckt.

Hörtipp: „Im Schwarzwald“ von Hamburg Spinners

Gute Musik hilft. Deswegen hier eine Empfehlung für nach meinem Geschmack gute Musik.

Als Jugendlicher wollte ich eine Hammondorgel, wegen des tollen Sounds. Ich bekam eine wenig coole Heimorgel. Ich landete letztlich immer wieder beim Schneewalzer, was meine Mutter auch im Sommer immer sehr gerne und unermüdlich hören mochte. Meine Musikerkarriere war wegen des Unterrichts für meine Eltern kostspielig, wenig erfolgreich und deswegen nach wenigen Jahren beendet.
Und so wie auf dieser Platte hätte es klingen sollen, wenn ich mir ein Pfund Begabung hätte wünschen können.

Ich zitiere der Einfachheit halber die Bandcamp-Seite:

„Im Schwarzwald“ ist das dritte Album des Mod-Jazz-Quartetts Hamburg Spinners. Die Hamburg Spinners, das sind Carsten Meyer an der Orgel, Dennis Rux an der Gitarre, David Nesselhauf am Bass und Lucas Kochbeck am Schlagzeug.

„Im Schwarzwald“ wurde im Januar 2024 live in den legendären MPS-Studios in Villingen-Schwenningen aufgenommen, um den Sound der Band 1:1 einzufangen, lediglich ein paar Shouts und Handclaps wurden nachträglich hinzugefügt. Die Songs bieten den bewährten swingenden Mix aus Soul, R&B und Mod Jazz. Meyers souliger Orgelsound, der an Booker T. Jones, Ingfried Hoffmann und Georgie Fame erinnert, wird getragen von Rux‘ warmem und packendem Gitarrensound, Nesselhaufs dynamischem Bassspiel und Kochbecks präzisem und knackigem Schlagzeugspiel.

Zidisha

2021 hatte ich über meine Aktivitäten bei Kiva geschrieben und bin seitdem auch ständig dort aktiv. Inzwischen bin ich jedoch durch verschiedene Infos nicht mehr so überzeugt von der Plattform.

Gegen Mikrokredite gibt es schon lange grundlegende Kritik, z.B. dass sie langfristig mehr Schaden als Nutzen bringen, da sie ein Abhängigkeitsverhältnis zwischen Gebern und Empfängern zementieren. Studien zeigen, dass Mikrokredite oft nur begrenzte Auswirkungen auf die Armutsbekämpfung haben. Die einfache Erzählung von „einem Kredit, der ein Leben verändert“, wird als problematisch angesehen, da sie komplexe Probleme vereinfacht darstellt. Und so weiter.

Die Kritik ist sicherlich berechtigt. Letztlich kann ich aber nicht beurteilen, in welchen Fällen Verhältnisse schlechter werden und in welchen Fällen wirklich die suggerierte und von mir erhoffte Hilfe entsteht. Aufhören erscheint mir als zu einfache Lösung dieses Dilemmas.

Was mir schwerer zu schaffen macht, sind Infos, z.B. von dieser Quelle, dass der CEO von Kiva beispielsweise im Jahr 2020 über 800.000 US-Dollar erhielt und die zehn Topmanager von Kiva 3,5 Mio US-Dollar bekamen. Die Gehälter sind im Vergleich zu anderen Non-Profit-Organisationen sehr hoch und viel Geld landet nicht dort, wo ich meinte. Bei jedem Mikrokredit wird um Spenden gebeten und in der Meinung, dass dies dem Aufrechterhalten des Betriebs dient, gibt man. Jetzt habe ich eher das Gefühl, dass das Geld dem Aufrechterhalten des zu gut bezahlten Managements dient. Die oben verlinkte Quelle ist sehr interessant und hat die Infos, die ich sporadisch bekam, leider bestätigt und erweitert.

Natürlich hätte ich mich mehr kümmern und früher lernen können, dass die Kreditnehmer ca. 35 % Zinsen an die Partnerunternehmen von Kiva zahlen müssen und das Bild, dass das Geld einfach immer wieder in voller Summe zu mir zurückkommt und neu vergeben werden kann, falsch ist. Ich glaube, dass man die Informationen absichtlich so gestaltet, damit man dies nicht ohne Aufwand gleich merken soll. Dass man nur meint, nach sorgfältiger Auswahl einem spezifischen Menschen zu helfen, während die Kredite vorfinanziert sind, ist immerhin nachzulesen. Eine größere und deutlichere Transparenz über solche Punkte, würde ich begrüßen.

Nach vorne blickend, werde ich weiterhin bei Mikrokrediten aktiv sein, ziehe aber seit kurzer Zeit zur Plattform Zidisha um. Zusätzliche Infos über Zidisha gibt es bei Wikipedia.
Zidisha ist eine Peer-to-Peer-Mikrokreditplattform, die nur in einigen Ländern tätig ist. Diese Plattform eliminiert Zwischenhändler, hat niedrigere interne Kosten, auch weil Freiwillige helfen, was die Kosten für die Kreditnehmer senkt. Die Kosten für Kreditnehmer umfassen eine einmalige Gebühr und eine Servicegebühr von 5% pro Kredit. Und „mein“ Geld frisst sich nicht mehr hauptsächlich durch „donations“ auf. Man gibt das Geld inklusive einer kleinen Spende für die Plattform (sofort auf), der Kreditnehmer wählt später einen Nachfolger und gibt die Summe sinnvoll weiter. Pay it forward, was von Vorteil ist, eine sinnvollere Projektauswahl ergeben soll und die Gefahr von Missbrauch verringert. Die Wirkung, die man mit der initialen Summe erzielt, wächst dadurch mit der Zeit und lässt sich beobachten.

Ich werde sehen, wie sich das Thema bei mir entwickelt.

Schlechte Erfahrung mit Hermes Einrichtungs Service (und MediaMarkt)

Natürlich möchte ich ein wenig meinen Ärger loswerden, aber noch mehr möchte ich einen Tipp geben, um bei Anderen eine gleich schlechte Erfahrung zu vermeiden.

Das Geschäft, bei dem wir jahrzehntelang unsere Küchengeräte kauften, gibt es nicht mehr. So war es meine Entscheidung, diesmal eine Waschmaschine bei MediaMarkt zu bestellen. „Womit andere scheinbar zufrieden sind, das können wir ja auch mal probieren.“

Zu den Versandkosten von 29,90 € klickten wir noch „Anschluss und Altgerätemitnahme“ für 30 € an. Vorrangig nicht wegen des Anschlusses der Waschmaschine, sondern eher wegen der Altgeräte-Mitnahme. Denn Waschmaschinen sind schwer und sie steht zwischen Stockwerk 1 und 2 in einem Zwischengeschoss. Treppe, kein Fahrstuhl. So sollte dies, ohne sich die alten Knochen zu ruinieren, ein Rundum-Sorglos-Paket werden.

Auf der Seite von MediaMarkt werden notwendige Vorarbeiten aufgelistet. Zum Beispiel muss man das Wasser aus der Waschmaschine komplett entfernen, auch aus dem Bereich Flusensieb. Und es werden Hinderungsgründe benannt, die einen Leistungsausschluss zur Folge hätten. Zum Beispiel wenn die Maschine so verbaut ist, dass man gar nicht an die Anschlüsse käme. Bei uns ist alles frei zugänglich. Wir haben die Vorgaben erledigt und das Umfeld aufgeräumt. Und ich habe den Wasserhahn einmal zugedreht, denn Wasserhähne, die jahrelang nur offen sind, neigen zum Verkalken. Alles hat funktioniert und wir fühlten uns bestens vorbereitet.

Die beiden Herren vom Hermes Einrichtung Service lieferten die Waschmaschine mit Hilfe einer treppensteigenden Elektrosackkarre in das richtige Stockwerk. Dann begannen die Probleme.

Der Wasserhahn sei nicht dicht zu schließen, deswegen müsste man leider unverrichteter Dinge wieder abziehen. Zum Beweis wurde der Wasserschlauch der alten Maschine etwas gelöst bis Wasser kam. „Ich biete Ihnen an, Sie installieren die neue Maschine selbst und dann kommen wir nochmal und holen die alte Waschmaschine“. Da es uns hauptsächlich um das Tragen der alten Maschine ging und die angebotene Lösung in dieser Lage gut klang, haben wir dem zugestimmt. Von erneuter Beauftragung war nicht die Rede.

Als die Herren den Weg nach unten antraten, habe ich den Wasserhahn einmal ganz aufgedreht, dann ganz geschlossen und dann zum Test den Wasserschlauch entfernt. Ergebnis: Alles dicht. Also blitzschnell dem Serviceteam auf dem Weg zu ihrem Fahrzeug hinterher telefoniert, denn die Handynummer hatten wir von der Lieferankündigung. „Nein, da könne man jetzt aber gar nichts mehr machen. Der Auftrag ist schließlich bereits storniert.“ Damit war die spätere Abholung gestorben.

In den folgenden zwei Tagen dachten wir, dass wir irgendwie doch noch Leistung fürs Geld erreichen könnten. Nach mehreren Anrufen bei MediaMarkt (unser einziger Vertragspartner?), in denen einmal sehr freundlich Abhilfe versprochen wurde, lief es auf ein Mail-Pingpong hinaus. Letztlich hieß es beständig, wir wären daran schuld, dass die Leistung nicht erbracht werden konnte und wenn wir den Abtransport der Maschine benötigen, sollten wir doch einfach nochmal für 30 Euro neu beauftragen. Obwohl wir den Ablauf schilderten und auch den Rest der Arbeiten, also Geräte raus und rein wuchten, Neugerät waagrecht einstellen, alle Anschlüsse ab und dann die neuen herstellen, bereits erledigt hatten.

Nachdem die ersten 30 € für „Danke für nichts“ weg waren, haben wir diesen „Service“ nicht mehr neu bestellt. Die Verpackungsmaterialien haben wir nach und nach über den Hausmüll entsorgt und die alte Maschine nach mehreren Wochen an Selbstabholer verschenken können.

Man möge es Unterstellung nennen, aber meine Meinung: Ich vermute Absicht. Wenn man beim Montieren den Wasserhahn nicht ganz zu dreht, kann man ohne Aufwand gleich wieder gehen. Wenn ich wohlwollend davon ausgehe, dass dies nicht absichtlich geschah, dann würde ich sagen, dass es einem normal guten Monteur möglich sein sollte, einen Wasserhahn richtig zu schließen, wenn ich es ohne Kraftaufwand kann.

Meine Fehler: Ich hätte alle Anschlüsse vor der Lieferung trennen sollen. Der Aufwand von max. 3 Minuten inkl. Abwasseranschluss hätte viel Ärger erspart. Ich hätte mindestens die Nachprüfung, ob der Wasserhahn wirklich undicht ist, eigenhändig sofort vor den Monteuren machen und mich nicht gutgläubig abspeisen lassen sollen.

Mein Tipp: Anschlüsse, zumindest Wasserschlauch, an der Altmaschine vor der Lieferung selbst trennen. Kein Schlupfloch lassen…

Für das Verhalten von MediaMarkt habe ich sogar ein gewisses Verständnis, denn das, was Hermes gemeldet hat, führt zu dem Schluss, dass wir die Leistung verhinderten. Einem Auftragnehmer kann man aber nach Schilderung von gewissen Abläufen doch mal unangenehme Fragen zur Leistungserbringung stellen. Diese Bereitschaft war nicht zu spüren. Außerdem hat sich MediaMarkt selbst auch vorher nicht mit Ruhm bekleckert. Wir kauften die Waschmaschine am 08., Lieferung sollte bis 13. erfolgen. Nach Nachfrage kam sie dann am 19.
Eigentlich für uns nicht so wichtig, aber eben auch nicht die beworbene, versprochene Leistung.

Wenn es nicht die letzte Waschmaschine gewesen sein sollte, dann hoffe ich, dass ich mich an dies erinnere und beim nächstem Mal mehr auf Zack sein werde.

Radreisetagebuch „Ost-Nord-Schleife“, Woche 4

Samstag, 20.07., Bodenwerder – Weißehütte

88 Kilometer, 4:36 Std., 339 Höhenmeter.

Den heutigen Kaffee gibt es in Holzminden. Ein Mann sucht das Gespräch, weil er das Lastenrad von Velolab sah. Also haben wir mit ihm, wie sich herausstellt, ist er von Beruf Tischler, und seiner Frau auf dem Marktplatz Kaffee getrunken. Lastenradler unter sich. Er hat ein Bastiaen mit „meinem“ Antrieb und wir tauschen Erfahrungen darüber und über die Menge an Gepäck, die man bei Reisen mitnimmt, aus. Wir fahren ohne Zweifel leichter.

Mittagessen in Höxter bei Lion, einem Thai-Inder. Empfehlung des Tischlers. Höxter wurde für die Gartenschau im letzten Jahr heraus geputzt. Witzige Figuren stehen in Gruppen an vielen Stellen.

Durch Temperaturen um die 31 Grad geht es nach Gieselwerder. Der Campingplatz ist voll (erstes Mal auf der Reise, man hätte uns aber reingequetscht) und am Abend gibt es die Veranstaltung „Weser im Flammen“ mit Feuerwerk. Da würde unser Hund im Zelt wahnsinnig werden. Also sechs Kilometer weiter nach Weißehütte. Sehr ruhiger, großer, unparzellierter Platz. Alles bestens. Einziges Minus: Noch ein Universalgenie in einer Männertruppe beschallt den Platz.

Sonntag, 22.07., Weißehütte – Kassel Wilhemshöhe

59 Kilometer, 3:00 Std., 353 Höhenmeter.

Regen und Gewitter in der Vorschau. Außerdem entdeckt, dass der geplante Campingplatz in Guxhagen auch neben der Autobahn liegt. Deswegen Hotel in Kassel Wilhelmshöhe gebucht, um beide Probleme zu lösen.

Zuerst mal in Hannoversch Münden zum Weserstein. Ist der Reim nicht etwas holprig? Danach geht es in die Altstadt, wo nach zwölf Jahren Pause mal wieder Altstadtfest stattfand. Kaffee bei einem Feinkostladen und Gespräche mit zwei Herren, die aus Trier und Höxter stammen.

An der Fulda entlang geht es sonnig bis Kassel. Wir konnten das Gewitter kommen sehen und es hat uns in Kassel, circa zwei Kilometer vom Ziel, voll erwischt. Unter dem Dach einer Tankstelle stellen wir fest, dass wir sowieso klatschnass sind und entscheiden uns, die Wilhelmshöhe auch noch unbeirrt hoch zu „schwimmen“. Das Hotel ist gut und das Zimmer gerade so groß genug, um alle Bekleidung zum Trocknen zu verteilen. Nach Fußweg und sammeln von weiteren Höhenmetern essen wir abends eine ganze vegane Platte lecker Sushi bei Taki.

Montag, 23.07., Kassel Wilhemshöhe – Gemünden

80 Kilometer, 4:26 Std., 482 Höhenmeter.

Übernachten in Wilhelmshöhe bedeutet, morgens geht es erstmal viel bergab. Am Anfang schnurgerade. Das Verlassen von Kassel in die richtige Richtung ist dann aber etwas undurchsichtig. Ein Café links liegen gelassen, dann lange keins mehr gefunden. Bei einer Edeka-Bäckerei hat es dann geklappt. Wir sitzen auf Plastikstühlen mit Blick auf Parkplatz. Amüsant, wenn man es hinbekommt, sich über Parkmanöver und die fremde Einkäufe lustig zu machen.

Erst die Fulda, dann die Eder verlassen. Talwechsel zur Wohra. Talwechsel bedeutet immer Höhenmeter, war aber nicht so schlimm. Rezeption in Gemünden ist unbesetzt. Der telefonisch zugewiesene Platz Nummer 22 hat natürlich null Beschilderung. Im Stromkasten heißt eine Steckdose Durchgangsplatz und ein Stück Rasen ist frei, also Zelt aufbauen.

Als die Nachbarn zu ihrem Campingwagen kommen, schenken sie uns nach einem kurzen Gespräch zwei Duschmarken, weil das Gespräch so nett gewesen sei. Sonst ist fast niemand da. Ruhe genießen.

Spät merke ich und ich gebe es hier freimütig zu, dass ich gestern bei einem gleichnamigen Campingplatz an der Lahn falsch reserviert hatte. Dort gibt es garantiert den Platz 22. Der Platz, auf dem wir sind, hat noch nicht mal eine Seite im Netz. Das eine Problem, dass wir an der Lahn nicht auftauchen werden, versuche ich mit einer ehrlichen Mail zu mildern.

Dienstag, 24.07., Gemünden – Wißmarer See

63 Kilometer, 3:00 Std., 180 Höhenmeter.

Da sich bis zur Abreise kein Offizieller zeigte, habe ich das andere Problem, die Bezahlung des genutzten Campingplatzes, durch Überweisung von 18 Euro an die Bankverbindung aus dem Schaukasten gelöst.

Kein passendes Café vor Marburg gefunden, Bäckereien entweder ohne Sitzmöglichkeiten oder „wegen Krankheit geschlossen“. Also etwas später Wrap und Eis und Kaffee im Ufercafé in Marburg.

Wir folgen den von der Lahn-Tour bekannten Zick-Zack-Weg nach Lollar. Auf dem Campingplatz Wismarer See liebt man noch immer, Schilder vor allem gegen viele Handlungen zu schreiben. Beim Duschen hatte ich noch kurz Warmwasser, dann gab es nur noch kalt und die Aufregung war groß auf dem Platz. Kalt duschen soll ja sehr gesund sein und ich kann ja dankbar sein, dass mir jemand das übliche Zögern abgenommen hat.

Im Nachbarzelt, einem Tipi, wird der Sohnemann mit endlosem Hörstück vom kleinen Wassermann beschallt. Die Eltern sitzen derweil etwas entfernt am Picknickplatz, haben ihre Ruhe und plaudern. Das wäre noch ein Schild wert: „Zeltwände sind nicht schalldämmend!“ Wieder eine Ohrstöpselnacht.

Mittwoch, 25.07., Wißmarer See – Frankfurt Gateway Gardens

101 Kilometer, 5:25 Std., 598 Höhenmeter.

Kurz nach der Abfahrt rollen wir schiebend mitten durch Gießen. Mit Markt in der Fußgängerzone und sichtbaren Stadtleben. Sieht nett aus hier. Die von mir befürchteten Steigungen auf der heutigen Tour sind gemäßigter als angenommen. Ist mehr eine Hochebene, die wir im Bogen durchfahren. Die Bogenkilometer sparen Höhenmeter.

Kaffee in Echzell vor einer kleinen Bäckerei, Bestuhlung auf dem schmalen Bürgersteig. Auf Tuchfühlung mit Traktoren, LKW, Bussen und allem, was unseren Tisch zum Wackeln bringt. Unangenehm angenehm, schließlich haben wir Kaffee und Brötchen. Schöne Kilometer entlang der Nidda. Einmal falsch gefahren und dadurch den Dottenfelder Hof entdeckt. Radler und Linsensalat. Wieder einmal lecker.

Dann durch Bad Vilbel weiter Richtung Frankfurt und in Frankfurt Dornbusch zu Kuli Alma, einem veganen Restaurant mit israelischer Küche. Wegen Israel hatte ich mir kurz überlegt, ob der Besuch mit Ärger verbunden sein könnte. Darauf hätte ich am Ende des Urlaubs so gar keine Lust. Aber es wird sehr ruhig und lecker. Shawarma für mich, J. befriedigt ihre nie endende Sucht nach Hummus. Dazu u.a. Äppelwoi, danach Käsekuchen und Espresso. Einem Abschlussessen am Reiseende würdig.

Der Berufsverkehr durch die Frankfurter Innenstadt war teilweise sehr einfach zu meistern, da wir breite Fahrradstraßen nutzen. Andererseits durch die Menge an Verkehrsteilnehmern und Regelungen überwältigend. Ich bin leider über eine rote Fahrradampel, zum Glück mit ausreichend Abstand von der anrückenden Blechlawine. Der Radfahrer neben J., die ordnungsgemäß wartet, sagt zu ihr: „Das passiert hier regelmäßig.“

Da der letzte geplante Campingplatz an Bundesstraße und Autobahn und auch in der Einflugschneise liegt, nochmal ein Hotel gebucht. Meininger in Gateway Gardens, direkt am Flughafen. Damit wird die heutige Tour die längste und die letzte Fahrt bleibt morgen unter 100 Kilometer. Positiv: Räder in die sichere Tiefgarage verhandelt und erstaunlich wenig Lärm. Negativ: Den Charm des Kopenhagener Meininger sucht man hier vergeblich. Die Klimaanlage in unserem Zimmer geht überhaupt nicht und kurz vor Mitternacht versucht zuerst jemand, in unser Zimmer zu kommen. Man kann sich ja mal bei der Zimmernummer irren. Schlimmer, dass kurze Zeit später Fremde wirklich in unser Hotelzimmer kommen, da die Rezeption vermutlich „Zimmer lässt sich nicht öffnen“ einfach durch Freischalten für unser Zimmer löste. Man kann sich ja mal in der Zimmernummer irren, jedoch müsste man an einer Hotelrezeption erstmal die Angaben in einem solchen Fall prüfen. Mit diesem Trick käme man sonst nämlich in jedes gewünschte Zimmer. Und dann lässt man sich nicht durch Brüllen von „Raus!“ so einfach in die Flucht schlagen. Der Zwischenfall kostet Schlaf.

Donnerstag, 26.07., Frankfurt Gateway Gardens – Ludwigshafen

86 Kilometer, 4:21 Std., 285 Höhenmeter.

Morgens erfahren wir, dass es auch deswegen so ruhig im Hotel war, da sich Aktivisten auf die Rollbahn geklebt hatten und massenhaft Frühflüge ausgefallen sind. Die Berichterstattung überschlägt sich und man wundert sich ernsthaft, dass man einen Zaun in der Qualität unseres Gartenzauns einfach überwinden kann. Später radeln wir an dem nun durch Sicherheitskräfte bewachten Loch im Zaun vorbei.

Wer sich mal richtig fehl am Platz fühlen will, der kann mal in der Nähe vom Frankfurter Flughafen radeln. Umwege über fünf Bettelampeln direkt hintereinander, um wenige Meter Fahrspuren zu überwinden. Wir radeln gequetscht zwischen Autospuren und anderen Dingen.

Ab der Startbahn West geht es dann lange kerzengerade durch den Wald. Wäre schön hier, wenn der Fluglärm nicht wäre. Kaffee und Eis in Trebur. Später Rheinfähre nach Nierstein und über die Dörfer nach Worms. Eispause bei Nonno. Und der Rest ist dann bekannter Nahverkehr für uns. Wir haben müde Beine und es ist sonnig und warm, sodass das Nachhausekommen ein gutes Gefühl ist.

Da wir keine besonders guten Ruhetagsmenschen sind und nur zwei gemacht haben, sind wir ein paar Tage zu früh zuhause. Den Gedanken, dass man mehr vom nördlichen Stück des Weserradwegs hätte mitnehmen können, schiebe ich schnell beiseite. Denn die freien Tage zuhause fühlen sich echt gut an.

Radreisetagebuch „Ost-Nord-Schleife“, Woche 3

Samstag, 13.07., Wittenberge – Dömitz

60 Kilometer, 3:56 Std., 183 Höhenmeter.

Nochmal zum Supermarkt von gestern, um gleich fürs Wochenende Essen zu bunkern. Zwischen Wittenberge und Dömitz gibt es nämlich „nur Landschaft“. Kaffee bei einer kleinen Bäckerei und los. Bis jetzt bester Tag an der Elbe, ganz nah dran. Seeadler gesehen. Oft Gegenwind oder seitlich von vorne. Bis jetzt hatten wir damit fast schon zu viel Glück, ist also okay.

Temperatur ist auch okay. Radler und Tomatensuppe bei „Elbeglück“ in Mödlich. Nette Entdeckung am Weg. Nettes Paar aus Buxtehude setzt sich an unseren Tisch und wir reden. Ein Geburtstagskanon aller Gäste wird für den 80. Geburtstag eines Gastes eingefordert.

Dann die restlichen 19 Kilometer bis zum Wasserwanderzentrum Dömitz. Auch ein unkomplizierter Platz, aber wir sind von der Unter-10-Euro-Klasse wieder auf Campingplatzniveau angekommen. Was vollkommen in Ordnung ist.

Sonntag, 14.07., Dömitz – Radegast

63 Kilometer, 3:30 Std., 124 Höhenmeter.

Eine ganze Fahrt an der oder über die Elbe. Zuerst per Brücke auf die linke Seite. Nach ca. 25 Kilometern dann Kaffee und Imbiss bei Café Albis in Hitzacker. Wurde uns gestern von dem Paar aus Buxtehude empfohlen. Die Düsseldorfer, die wir seit Tagen immer mal wieder treffen, haben uns erneut eingeholt und sitzen bei uns.

In Hitzacker geht es mit einer Minifähre für Fußgänger und Radfahrer auf die rechte Seite der Elbe. Heute wieder guter Blick auf die Elbe und viel, viel Landschaft. Der Deich ist manchmal grün, manchmal voller Blumen. Gegenwind und Rückenwind im Wechsel. Sonnig. Fähre bei Bleckede nach auf die linke Elbeseite. Es geht eng zu, da heute viele Sonntagsradler das Wetter nutzen.

Montag, 15.07., Radegast – Soltau

89 Kilometer, 5:28 Std., 456 Höhenmeter.

Erneuter Abschied von den Düsseldorfern. Claudia und Jörg habe ich inzwischen herausgefunden. Diesmal endgültig, da wir nun Richtung Lüneburg abbiegen und die Elbe damit nach wenigen Kilometern verlassen.

Schuhkauf in Lüneburg. Da J. mangels Haltbarkeit keine Teva mehr will, es aber nur diese in Outdoor- und Sportgeschäften gibt, schlage ich Birkenstock vor. Ich laufe am Miniladen vorbei, da der Laden komplett ohne den aktuellen Schickimicki um diese Marke daherkommt. Dafür kennt die Frau ihr Sortiment und kann ohne Suchen das Richtige greifen. Die richtige Sandale ist auch in der richtigen kleinen Größe da. „Soll ich die alten Sandalen gleich, ähm…, entsorgen?“

Angenehmes Essen bei The Loving Hut. Alles vegan, im Schatten und es gibt mal wieder viel zu sehen. Danach zum Biomarkt fürs Abendessen. Da wir gestern unseren Plan geändert hatten und ca. 10 Kilometer früher auf dem Zeltplatz waren, waren es heute eben diese 10 km mehr bis Lüneburg. Mit Gegenwind, einigen Höhenmetern und der Wärme zieht es sich ein wenig bis zum heutigen Ziel Soltau. Eis in Bispingen hebt die Laune und mobilisiert Kraftreserven. Zum Campingplatz geht es kurz vorher am Heidepark vorbei und eher bergab. Warmer Abend, nachts eine Zeit lang Regen.

Dienstag, 16.07., Ruhetag in Soltau

Ruhetag in Soltau. Nicht unbedingt wegen des Ortes, sondern weil es zeitlich in die Reise gut passt. Die Waden kribbeln nachts und der Po wird es danken.

Kaffee und Flaguette bei „Kleines Hochdruckgebiet“.

Rossmann, Sekundenkleber kaufen für Reparatur an einem Reflektor am J.s Rad und gegen Auflösungserscheinungen der Polsterung an meinem Helm. Sekundenkleber kaufen und haben fühlt sich heutzutage so verboten an. Nach Biomarkt wollen wir essen gehen. Die Brauerei hat aber unter der Unterschrift „vegan“ gar nichts veganes. Den Käse könnte man ja weglassen. 17,90 Euro für gegrilltes Gemüse, den das bleibt dann im Prinzip vom Gericht übrig. Nein, danke. Also nur ein Bier. War gut, aber insgesamt sind wir enttäuscht. Melde mich deswegen bei der Plattform Happy Cow an, damit nicht noch jemand auf das dort gelobte Essen reinfällt.

Als wir zurückkommen ist der Campingplatz sehr voll. Die Zeltschnüre überkreuzen sich. Wir sind mit unserem kleinen 2-Mensch-Zelt zwischen zwei Familienzelten geklemmt. Leider zeltet in einem davon eine sehr laute Familie, die alle Handlungen laut aussprechen muss, was dann auch immer von den anderen kommentiert werden muss. Dann auch noch Dauerschnarchen, laut und unregelmäßig in einer „vielleicht bald der letzte Atemzug?“-Art. Wieder eine Nacht mit Ohrenstöpseln.

Für Leute, die unangenehm viel aufpassen: Die Tagenummerierung bei den Videos ist nicht frei von Fehlern, denn der Ruhetag fehlt. Weil kein Video gemacht.

Mittwoch, 17.07., Soltau – Drakenburg

78 Kilometer, 4:16 Std., 346 Höhenmeter.

Wir sind froh, den vollen Platz verlassen zu dürfen. Gegenwind, aber es geht mehr runter als hoch und die Bäume und Sträucher schirmen den Wind gut ab.

Fallingbostel, wir sind nur durchgerollt und die Aussage ist deswegen unfair, aber der Ort hat wohl zu Recht das „Bad“ im Namen verloren. Ein Mann sucht das Gespräch beim Kaffee trinken vor einer Bäckerei. Er hatte einen Herzstillstand und ist jetzt hier in der Reha. Ausnahmsweise keine doofen Fragen zum Radfahren gestellt bekommen, denn er war vor seinem kurzen Tod (das war seine Bezeichnung, die Frau hat ihn mit Herzmassage gerettet) auch viel unterwegs.

Campingplatz in Drakenburg. Unbürokratisch habe ich schon mehrfach benutzt, jedoch kann man „Bitte 7 Euro pro Person in den Briefkasten werfen.“ nicht toppen. Wir zelten direkt an der Weser. Duschen, Abendessen, Hundespaziergang über Felder an den Fluss. Einfache Freuden.

Donnerstag, 18.07., Drakenburg – Porta Westfalica

81 Kilometer, 4:27 Std., 368 Höhenmeter.

Man sieht nicht so viel von der Weser auf diesem Teil des Weserradwegs, mehr von Landwirtschaft und Baggerseen. Kaffee in Nienburg, später nochmal bei einem Imbisswagen mit Namen „Wunderbar“. Dazu leckere regionale Apfel-Birnen-Limo aus Dümmer. Es gibt Ortsnamen in Deutschland… J. sagt dann immer „Jetzt haben sie aufgegeben und es sich einfach gemacht.“

Bei Powerslide in Münster, klappt erfolgreich ein Radhosen-Nachkauf für J. Auslöser war die Erkenntnis nach der Frage „Die Polster nutzen sich ab?“ Kurz nach Einkehrmöglichkeit gesucht, aber es ist viel zu heiß in Minden, um wegen Hund draußen zu essen. Stattdessen für abends Abendessen eingekauft und weiter.

Letzte Kilometer durch verschiedene Teile von Porta Westfalica zum Zeltplatz. Am Wegesrand erstehen wir Obst und, was mich besonders freut, eingelegte saure Gurken. Dann Abendroutine. Für morgen durch Kartenstudium ein veganes Restaurant auf dem Weg gefunden. Wenn es das schon mal gibt, zudem in passendem Abstand zum Frühstück, muss man einfach hin.

Freitag, 19.07., Porta Westfalica – Bodenwerder

83 Kilometer, 4:15 Std., 282 Höhenmeter.

Es hat zwar nicht geregnet, aber morgens ist alles klatschnass. Die Zeltplane außen und auch innen. Sonniges Frühstück bis das Zelt fast trocken ist. In Veltheim (Porta Westfalica) radeln wir an einem  Vorgarten mit Kunst, aber auch heißem Kaffee, Fassbrause usw. vorbei. „Bitte nach eigenem Ermessen angemessen zahlen.“ Nettes Plätzchen und vertrauensvoll.

In Rinteln dann Mittagspause bei Green Bee. Pizza und Vanilleeis mit Olivenöl und Salz. Sehr, sehr lecker. Und endlich mal eine vegane Stelle, die zu unserer Reiseroute passt.

Supermarkt in Hameln und kurz durch die Altstadt schieben. Lautes Kindergeschrei, weil viele sich im Springbrunnen abkühlen.

Immer mehr Berge schieben sich ins Bild, aber für heute sind wir noch im flachen Wesertal. Campingplatz in Bodenwehr. Leider wieder so ein Universalgenie, der wirklich alles weiß und alle daran teilhaben lässt. Eigentlich nicht in Hörweite, aber das kann man ja durch Lautstärke ausgleichen, woran sich die ganze Familie beteiligt. Ich liebe zelten, aber Schallisolierung einer Zeltplane wäre noch ein unterstützenswertes Forschungsziel.

Da ich beim Video mehrere Tage zusammengefasst habe, ist dieser Tag im ersten Video der nächsten Woche zu finden. Ich lasse das jetzt so.

Radreisetagebuch „Ost-Nord-Schleife“, Woche 2

Sonntag, 07.07., Bad Harzburg – Ballenstedt

67 Kilometer, 4:00 Std., 592 Höhenmeter.

Wir radeln rund um den Brocken und irgendwann dann im Wald an einem DDR-Grenzpfahl vorbei. Wenn man sich das alles vorstellt, was hier mal war und nicht möglich war…

In Wernigerode findet ein Neustadter Weinfest statt. Neustadt ist kein Stadtteil, das war meine Vermutung. Nein, Winzer aus Neustadt an der Weinstraße sind hier und bieten Weine und Essen aus unserer Heimatregion an. Witzig. Die Blasmusik ist aber aus der Gegend.

Wir sind in ein Café in ausreichender Entfernung. Blasmusikfrei den Koffeinspiegel justieren.

Wir kreuzen mehrfach die Harzer Schmalspurbahn. Vielleicht könnte man mal zum Bahnwandern zurückkehren?

Wir fahren heute trocken und warm mehr bergab als bergauf. Sehr angenehm. In Ballenstedt führt der Radweg direkt einem alten, von Niederländern schön renovierten Bahnhofsgebäude vorbei. Wir trinken Radler und essen landestypisch (Niederlande) Pommes.

Dann Anruf von unserem Ziel, einem Hotel in Ballenstedt, welches auch einen Campingplatz betreibt. Ich hatte reserviert. Ob wir für den Campingplatz überhaupt noch kommen würden? Man hätte schließlich schon Feierabend. Beim Öffnen der Homepage, poppt ein Pop-up mit längeren Öffnungszeiten. Da hätten wir noch viel Zeit gehabt und auch im Hotel noch eine geöffnete Küche gefunden. Egal, wir beeilen uns für die letzten Kilometer. Zitat von der Hotelseite „Für Sie bereitstehende Nasszellen, in Form von Toiletten und Duschen finden Sie vorerst im Hotel. So können Sie nach einem kurzen Fußweg alle Annehmlichkeiten eines ordentlich hygienischen Hotelbadezimmers genießen.“ Die Realität war dann eine mobile Toilette auf der Hotelwiese und ausnahmsweise würde man die Tür zum Hotel noch ein wenig auflassen, damit wir doch noch duschen können. Ich halte mich hier mit der Kritik zurück. Aber der Abend und die Nacht waren angenehm ruhig.

Montag, 08.07., Ballenstedt – Gerlebogk

64 Kilometer, 3:36 Std., 248 Höhenmeter.

Viel Rückenwind und hauptsächlich geht es bergab. Kaffeepause in Aschersleben. Wir machen eine Sozialstudie auf der Terrasse unseres Cafés. Es gibt viel zu sehen und viel zu hören. Amüsant.

Kleiner Umweg über Bernburg an der Saale. Mittagessen mit türkischen Falafel, Salat und Pommes im Schatten. Sehr angenehm. Ich erledige danach den Einkauf bei Rewe, J. wartet mit dem Hund und nutzt die Zeit zum Schreiben.

Nach der Reststrecke kommen wir zum Campingplatz in Kombination mit einem Strandbad. Die Kassiererin kann eher Strandbad als Campingplatz und ist schon überfordert, weil wir für den Zeltplatz gleichzeitig mit einem Auto fürs Strandbad kommen. Da hätten wir wohl schneller oder langsamer fahren müssen. Das Einchecken, natürlich nur mit Bargeld möglich, klappt dann doch. Und nach einer Dusche mit unsinnig viel Druck für die Reinigung aller Poren und dem Abendessen ist die Welt am zweiten Abend ohne frieren sehr in Ordnung.

Dienstag, 09.07., Gerlebogk – Dessau – Aken

58 Kilometer, 3:30 Std., 243 Höhenmeter.

Gestern Abend hatten wir kleine Probleme mit einer verwirrt wirkenden Frau, die in einer kleinen Fahrradgarage zeltete. Ich hatte den Fehler gemacht, ihr den Namen des Hundes zu verraten. Sie rief ihn dann ständig, um ihn zu sagen, er solle weg bleiben, damit ich nicht mit ihm schimpfe. Das hat nicht nur den Hund irritiert. Zwischendurch konnte man problematische Telefongespräche leider nicht überhören. Das hätte ich hier gar nicht geschrieben. Aber nach Abfahrt vom Campingplatz müssen wir einige Kilometer auf einer Landstraße mit Tempo 100 radeln und plötzlich sehen wir die Frau mitten auf der rechten Fahrspur laufen. Autos und LKW donnern mit hoher Geschwindigkeit vorbei und die Fahrer sehen die beige gekleidete Frau vor gleichfarbigen Feldern bei starker Sonne wohl nur mit Schwierigkeiten. Auch wenn man kein Grübler ist, grübelt man viele Kilometer, ob man etwas hätte machen müssen.

In Osternienburger Land lernen wir über die Kunstaktion Sachsenspiegel etwas über das älteste Rechtsbuch des deutschen Mittelalters. Viele Häuser sind bemalt, es gibt einen Themenspielplatz, usw. Unsere für kalte Getränke mitgenommene Thermos lassen wir absichtlich am Rastplatz stehen. Der Verschluss nervt, aber man kann sie nutzen. Vielleicht braucht sie noch jemand oder wenn nicht, landet sie mit Verzögerung im Mülleimer.

Der Bauhausstil interessiert mich grundsätzlich, aber das Bauhausmuseum im Zentrum bleibt für uns nur eine Glasfassade. Bei Ankunft in Dessau hat es heiße 32 Grad und Museum und Hund sowie Hab und Gut auf Lastenrädern passen nicht zu einem Besuch. Essen beim Thailänder, gut, wir machen uns klein, um im Schatten zu bleiben. Nach dem Essen noch zum alten „Amt für Arbeit“, wenn man schon mal hier ist. Dann macht die Hitze weiteres Interesse am Bauhaus zunichte. Witzig, dass der Elbradweg, dem wir ab Dessau folgen, direkt am Kornhaus vorbeiführt. So konnten wir also noch etwas bauhausiges anschauen.

Der Penny in Aaken ist eine vegane Enttäuschung, weil er nicht hat, was alle andere Filialen haben. Dafür ist der Campingplatz unkompliziert. Es gibt einen Kühlschrank mit Getränken und eine Kasse auf Vertrauensbasis. Wir zelten direkt an der Elbe.

Mittwoch, 10.07., Aken – Magdeburg

67 Kilometer, 3:39 Std., 173 Höhenmeter.

Beim Frühstück klebt eine Wespe nach landen und „stolpern“ auf dem Erdnussbrot fest. Wir retten sie mit dem Schmiermesser und schauen der langen Reinigung bis zum Abflug zu. Wenig Berührung mit Autos heute. Wir fahren auf Wegen mit schmalen Betonstreifen durch Naturschutzgebiete. Sehr schön.

Das Pretziener Wehr, Fertigstellung war 1873, ist interessant. Über den Elbe-Umflutkanal kann man im Hochwasserfall ein Viertel des Wassers über das alte Bett der Elbe leiten. Verhindert Flut in Schönebeck und Magdeburg. Den Schildern kann man entnehmen, dass die Hilfe für die Einen für Andere nachteilig ist.

Halt beim Rewe in Schönebeck. Ich kaufe Picknick für gleich und Abendessen. J. schlichtet derweil jugendliches Mobbing. Der Gemobbte bekommt seine Brille wieder und kann sich verdrücken. Beim Zurückkommen spüre ich leichte Schwingungen zwischen den Mobbern und uns. Gut, wenn Zivilcourage nicht schlecht endet.

Wir zelten beim Wassersportcamping WBF südlich von Magdeburg. Kostet 5 Euro plus 1,50 Euro je Dusche, 8 Euro komplett also. Sanitärgebäude ist ganz neu. Es gibt eine Holzhütte auf der Zeltwiese mit Kühlschrank, 1 Flasche Bier für 1 Euro. Es gibt Strom zum Laden, Sitzgelegenheiten und Tisch. Wir sitzen beim einsetzenden Regen gut unterm Dach der Miniterrasse und können trocken kochen und essen.

Donnerstag, 11.07., Magdeburg – Tangermünde

79 Kilometer, 4:35 Std., 272 Höhenmeter

Nach dem Frühstück geht es in die Innenstadt von Magdeburg, um bei Sport Scheck Ersatz für die zurückgelassene Thermoskanne zu kaufen. Die neue ist natürlich viel schöner und garantiert dichter. Ab morgen gibt es dann wieder kein „sonnenwarmes“, sondern ein etwas kälteres Getränk auf dem Weg. Filterkaffee beim Bäcker um die Ecke des Einkaufszentrums.

Magdeburg sieht interessant aus. Hier findet man den ersten gotischen Dom Deutschlands, ein neues Hundertwasserhaus (vielleicht das Letzte, weil Hr. Hundertwasser nun verstorben ist?). Ein wenig „schön alt“, ein bisschen marode, ein wenig neu und modern.

Stopp an der Trogbrücke des Mittellandkanals, die die Elbe kreuzt. Was man alles bauen kann. Danach viel Landschaft, wenig Verpflegungsmöglichkeiten. Deswegen Umweg über Parey zum türkischen Imbiss. Hat „vegan“ noch nie gehört. Mit kommunikativem Erfolg ziemlich knapp Dönerfleisch und Milchsoße an Falafel und Salat verhindert. Obwohl ich Ketchup sehr liebe, ist das auf Dauer kein guter Ersatz für die Originalsoße.

Schwarze Wolken nähern sich. Leider geht der Radweg an der Schleuse Parey über eine Metallbrücke mit Treppen. Der „Schiebestreifen“ ist zu nah am Geländer. Grenzwertiger Kraftakt mit den zwei Lastenrädern, bei startendem Unwetter. Wolkenbruch mit so viel Wasser, dass ich fast nichts mehr sehe. Angelaufenes Visier, nasse Brille, dazu Wasser mit Sonnenmilch, was in den Augen brennt. Handy ist wieder in der Jacke, weil es ja regnet J. findet ohne Navigation die Fähre auf die linke Elbseite. Unter einem kleinen Dach warten wir auf die Fähre und sind dort nicht die Einzigen, die nass sind. Mit einer Mischung aus Gefühl und Beschilderung kommen wir mit Umwegen nach Tangermünde. Wieder ein sehr unkomplizierter Platz und sehr günstig. Ich schüttele nur innerlich den Kopf, weil das Paar nebenan ihr Wohnmobil bis zum Dach trocken reibt. Wir sind wohl wasserfester.

Später laufen wir zum Edeka, um Frühstückssachen zu kaufen. Dann geht es zu den Exempel Gaststuben. Wir sitzen auf Schulbänken, trinken Bier und essen Gärtnerinnenpfanne. Im Gesamteindruck bis jetzt die schönste kleine Stadt.

Ich lese mal wieder bei Wikipedia, wo wir gelandet sind. Aus Tangermünde stammt die Schokoladenmarke Feodora. Jetzt gehört diese einer Firma in Bremen. Sehr viele Leute hatten hier früher Schokolade hergestellt und zu DDR-Zeiten auch Ersatzschokolade. Überall findet man viel „früher“.

Freitag, 12.07., Tangermünde – Wittenberge

76 Kilometer, 4:12 Std., 233 Höhenmeter.

Schon wieder Rückenwind. Es geht teilweise sehr einfach. Kaffeepause in Arneburg in einer drei Meter breiten Bäckerei, wo extra für uns hinter den Kulissen Kaffee gemacht wird. Dann noch mal Kaffee und veganen Kuchen im Café Lämpel in der alten Schule in Werben. Optisch und insgesamt ein gutes Erlebnis.

Ewig lange Elbebrücke nach Wittenberge. An der Eisenbahnbrücke gibt es einen schmalem Fußgängerweg. Zu schmal, um sich als Fußgänger schiebend gut zu begegnen. Erst Supermarkt, dann ein Stück zurück Campingplatz für Wasserwanderer. Zuerst sind wir die einzigen Gäste, dann kommt eine leider unfreundliche ältere Frau mit Auto dazu.

Um ca. 20 Uhr springt Katwarn auf meinem Handy an. Gewitter der Stufe 3 mit bis zu 40 Liter pro Quadratmeter, Sturm und Hagel werden vorausgesagt. Erster Einsatz des Tarps. Wir bauen eine Schutzdach überm Zelt. Problem ist ja, dass Wasser und Hagel abgehalten werden, aber die 20 Quadratmeter Tarp bei Sturm auch halten müssen. Wurde kein Hagel. Am Anfang des Gewitters durchaus spannende Sturmböen und einiges an Regen. Nichts, was das Zelt nicht ausgehalten hätte. Hätte, hätte… Lieber vorbereiten als Probleme bekommen. Der Hund hat das Zelt zwei Stunden lang zum Vibrieren gebracht, nie verschwindende Angst vor Donner.

In Wittenberge gab es mal Europas größtes Nähmaschinenwerk mit 3.200 Mitarbeitern, nach der Wende wurde das Werk „liquidiert“. Das Reichsausbesserungswerk RAW gibt es in der Nachfolge noch heute, die große Zeit der Eisenbahn ist vorbei, aber die Bahn scheint noch ein großer Arbeitgeber zu sein.