Zidisha

2021 hatte ich über meine Aktivitäten bei Kiva geschrieben und bin seitdem auch ständig dort aktiv. Inzwischen bin ich jedoch durch verschiedene Infos nicht mehr so überzeugt von der Plattform.

Gegen Mikrokredite gibt es schon lange grundlegende Kritik, z.B. dass sie langfristig mehr Schaden als Nutzen bringen, da sie ein Abhängigkeitsverhältnis zwischen Gebern und Empfängern zementieren. Studien zeigen, dass Mikrokredite oft nur begrenzte Auswirkungen auf die Armutsbekämpfung haben. Die einfache Erzählung von „einem Kredit, der ein Leben verändert“, wird als problematisch angesehen, da sie komplexe Probleme vereinfacht darstellt. Und so weiter.

Die Kritik ist sicherlich berechtigt. Letztlich kann ich aber nicht beurteilen, in welchen Fällen Verhältnisse schlechter werden und in welchen Fällen wirklich die suggerierte und von mir erhoffte Hilfe entsteht. Aufhören erscheint mir als zu einfache Lösung dieses Dilemmas.

Was mir schwerer zu schaffen macht, sind Infos, z.B. von dieser Quelle, dass der CEO von Kiva beispielsweise im Jahr 2020 über 800.000 US-Dollar erhielt und die zehn Topmanager von Kiva 3,5 Mio US-Dollar bekamen. Die Gehälter sind im Vergleich zu anderen Non-Profit-Organisationen sehr hoch und viel Geld landet nicht dort, wo ich meinte. Bei jedem Mikrokredit wird um Spenden gebeten und in der Meinung, dass dies dem Aufrechterhalten des Betriebs dient, gibt man. Jetzt habe ich eher das Gefühl, dass das Geld dem Aufrechterhalten des zu gut bezahlten Managements dient. Die oben verlinkte Quelle ist sehr interessant und hat die Infos, die ich sporadisch bekam, leider bestätigt und erweitert.

Natürlich hätte ich mich mehr kümmern und früher lernen können, dass die Kreditnehmer ca. 35 % Zinsen an die Partnerunternehmen von Kiva zahlen müssen und das Bild, dass das Geld einfach immer wieder in voller Summe zu mir zurückkommt und neu vergeben werden kann, falsch ist. Ich glaube, dass man die Informationen absichtlich so gestaltet, damit man dies nicht ohne Aufwand gleich merken soll. Dass man nur meint, nach sorgfältiger Auswahl einem spezifischen Menschen zu helfen, während die Kredite vorfinanziert sind, ist immerhin nachzulesen. Eine größere und deutlichere Transparenz über solche Punkte, würde ich begrüßen.

Nach vorne blickend, werde ich weiterhin bei Mikrokrediten aktiv sein, ziehe aber seit kurzer Zeit zur Plattform Zidisha um. Zusätzliche Infos über Zidisha gibt es bei Wikipedia.
Zidisha ist eine Peer-to-Peer-Mikrokreditplattform, die nur in einigen Ländern tätig ist. Diese Plattform eliminiert Zwischenhändler, hat niedrigere interne Kosten, auch weil Freiwillige helfen, was die Kosten für die Kreditnehmer senkt. Die Kosten für Kreditnehmer umfassen eine einmalige Gebühr und eine Servicegebühr von 5% pro Kredit. Und „mein“ Geld frisst sich nicht mehr hauptsächlich durch „donations“ auf. Man gibt das Geld inklusive einer kleinen Spende für die Plattform (sofort auf), der Kreditnehmer wählt später einen Nachfolger und gibt die Summe sinnvoll weiter. Pay it forward, was von Vorteil ist, eine sinnvollere Projektauswahl ergeben soll und die Gefahr von Missbrauch verringert. Die Wirkung, die man mit der initialen Summe erzielt, wächst dadurch mit der Zeit und lässt sich beobachten.

Ich werde sehen, wie sich das Thema bei mir entwickelt.

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